Beschluss des 39. Landesjugendtreffens am 05.04.2024 in Rudolstadt.
Nach den Jahren der konstanten Niederlagen schien Die Linke wie ein roter Phönix aus der Asche aufzusteigen, welche die rechte Abspaltung, Strömungskonflikte und unklare inhaltlich-strategische Ausrichtung hinterlassen hatten. Ein Fokus auf Klassenpolitik, Thematisierung von Alltagsproblemen, eine zeitgemäße Social-Media-
Strategie und authentisches Spitzenpersonal der Bundespartei haben gewirkt und überproportional gute Wahlergebnisse vor allem bei Jugendlichen eingefahren. Nur können gute Wahlergebnisse für eine sozialistische Partei nicht alles sein.
Wir begrüßen daher den Werkstattprozess, welchen der Landesverband der Thüringer Linken aktuell einleitet, um sich wieder mit grundsätzlichen politisch-strategischen Fragen zu befassen und eine neue Ausrichtung zu finden. Deshalb halten wir alle Mitglieder der linksjugend [‘solid] Thüringen, welche auch in der Partei aktiv sind, dazu an, sich für eine zukunftsorientierte Linke daran zu beteiligen. Aber welche Position haben wir als Jugendverband, als offizielle Interessenvertretung von jungen Linken bezüglich der Neuaufstellung der Thüringer Linken?
Das Korrektiv zur Partei
Die Linksjugend [’solid] Thüringen streitet innerhalb der Partei Die Linke für einen Wandel zu einer zukunfstorientierten und modernen linken Partei. Unsere Delegierten vertreten diese Positionen auf Parteitagen. Gleichzeitig wissen wir, dass Einfluss über die Landesparteitage hinaus erforderlich ist. Deshalb streben wir eine stärkere Vertretung in innerparteilichen Gremien an und fordern die Einführung des Amtes der Jugendpolitischen Sprecher:innen in allen Stadt- und Kreisvorständen sowie auf Landesebene.
Um den neuen Geist der Partei in den Gremien wiederzuspiegeln, sollte eine Diskussion über Diätenbegrenzungen auf ein durchschnittliches Arbeiter:innengehalt, eine mögliche Arbeiter:innenquote und die Repräsentation der Mitglieder unter 35 aktiv vom Jugendverband angeregt werden. Die Repräsentation sollte dabei nicht nur in den Gremien erfolgen, sondern sich auch auf Wahllisten wiederfinden.
Politische Vision & Programmatik
Das Ziel einer sozialistischen Organisation muss in erster Linie die Organisierung der Gesellschaft und der Kampf für eine bessere Welt sein. Als Linksjugend Thüringen wollen wir im Laufe des nächsten Jahres Hilfsstrukturen bereitstellen. Es geht dabei um das Vorleben von praktischer Solidarität. Hier hat die Partei nach unserer Sicht noch deutlichen Aufholbedarf, wobei oft nichts neues erfunden oder anderen Parteien abgeschaut, sondern sich einfach darauf zurückbesonnen werden muss, was man einmal hatte.
Politische Bildung
Wir müssen unsere Mitglieder bilden. Eine gute linke Politik macht man nicht nur mit positiven Vibes, sondern politischem Wissen und praktischen Kenntnissen. Deshalb befürworten wir die Konzeption von neuen Grundlagenseminaren und darauf aufbauenden Seminaren zu spezifischeren Themen als gemeinsame Wissengrundlage für haupt- und ehrenamtlich aktive Genoss:innen in Partei und Jugendverband.
Öffentliches Auftreten
Die linksjugend [‘solid] Thüringen hat in den sozialen Medien ein primär seriöses Erscheinungsbild, das sich auf inhaltliche Beiträge konzentriert. Die politische Bildung und die Schaffung von Aufmerksamkeit für wichtige, teils sensible Themen stehen dabei im Vordergrund. Diese Ausrichtung sollte zwar beibehalten werden, gleichzeitig gilt es jedoch, weitere Potenziale im Diskurs zu erschließen. Als linker Jugendverband haben wir auch die Möglichkeit, die etablierten Parteien, einschließlich der Linken Thüringen und anderer politischer Jugendorganisationen, kritisch zu hinterfragen und konstruktiv herauszufordern.
Es reicht nicht aus, nur zu beobachten oder stillschweigend zu akzeptieren, was von der politischen Spitze vorgegeben wird. Gerade in Zeiten, in denen politische Diskussionen oft zu oberflächlich und ideologisch eingefärbt geführt werden, sollten wir den Mut zur politischen Auseinandersetzung wiederfinden – sowohl in öffentlichen Diskussionen als auch in den sozialen Medien. Politische Provokation dient dabei nicht der Rebellion um der Rebellion willen, sondern ist ein Mittel, um in den politischen Dialog einzutreten und Gehör zu finden. Ohne provokative Impulse bleibt der Austausch verflacht und bringt wenig echte Veränderung.
Als Linke befinden wir uns sowohl im Bund als auch in Thüringen in der Opposition. Unsere Aufgabe ist es, das Regierungshandeln kritisch zu hinterfragen, Skandale aufzudecken und Lösungsperspektiven aufzuzeigen. Darüber hinaus dürfen wir als sozialistische Partei jedoch die Rolle als Opposition nicht nur zur konstruktiven
Mitarbeit neben der Regierung verstehen. Wir müssen die Widersprüche des kapitalistisch-parlamentarischen Systems populistisch/überspitzt offenlegen und das Parlament und Social Media vor allem zu diesem Zweck nutzen. Statt den Zusammenhalt mit bürgerlichen Parteien, z.B. im Kampf gegen die AfD in der Außendarstellung in den Vordergrund zu stellen, sollten wir die Gesellschaft anhand ihrer Klassenlinien polarisieren und so langfristig Klassenbewusstsein schaffen.
Die Linke lebt – bürgerliche Medien und Konservative haben wieder Angst vor uns – Gut so! Lasst uns kämpfen, den Dialog aufrütteln und nicht in Wohlfühl-Narrativen verharren!
Beschluss des 38. Landesjugendtreffens am 02.11.2024 in Weimar.
Der Landessprecher:innenrat wird damit beauftragt eine neue strategische Ausrichtung des Landesverbands anzustoßen.
Zielstellung soll dabei sein vermehrt kritisch-solidarisch auf die Partei Die Linke Thüringen einzuwirken. Wir unterstützen die Partei gern, jedoch sehen wir es als unser Selbstverständnis auch kritisch auf die Partei einzuwirken, um das notwendige Korrektiv in der politischen Praxis zu sein.
Um dies voranzutreiben setzt sich der Landessprecher:innenrat auf dem kommenden Landesparteitag der Linken Thüringen für eine Änderung der Satzung der Partei ein. In dieser soll die Position der:des jugendpolitische:n Sprecher:in verankert werden, um das Einwirken des Jugendverbands auf die Arbeit der Partei im Landesvorstand dauerhaft zu sichern.
Wenn das Ziel der Parteierneuerung ein ernstzunehmendes sein soll, dann müssen frühzeitig die ent-sprechenden Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Die Linksjugend [’solid] Thüringen fühlt des-halb in der Verantwortung auf Landesebene treibender Akteur bei der Parteierneuerung zu sein. Dafür reicht jedoch nicht aus, sich nur in Gremien zu betätigen.
Deshalb macht sich die Linksjugend [’solid] Thüringen verantwortlich dafür „Die Linke Hilft!“ zu unter-stützen. Darüber hinaus setzt sie sich aktiv für die Reformierung des Fonds „Alternative 54“ ein. Der Fond „Alternative 54“ muss als Sozialfond dienen, der auch Privatpersonen und nicht nur Vereinen zugutekommt. Dafür wird eine persönliche Komponente und nicht ein einfaches Online-Formular benötigt. Wir fordern deshalb, dass jener Fond nicht nur mit den Diätenerhöhungen der Abgeordneten finanziert wird, sondern zusätzlich durch einen Teil der Mandatsgehälter oberhalb des bundesweiten Nettodurchschnittlohns in Höhe von aktuell ca. 2850,00 EUR. Deshalb unterstützt der Jugendverband auf dem nächsten Landesparteitag einen entsprechenden Änderungsantrag für die Einrichtung eines Solidfonds, welcher die Reform der „Alternative 54“ beinhaltet.
Sich Fehler eingestehen und daraus lernen
Für eine strategische Neuausrichtung ist es jedoch ebenfalls notwendig sich Fehler einzugestehen. Aus diesem Grund wird der Landessprecher:innenrat damit beauftragt die Arbeit der letzten Jahre zu analysieren und von dieser Analyse ausgehend in Verbindung mit anstehenden Aufgaben, eigene Arbeits-schwerpunkte für die kommenden Monate und Jahre festzusetzen. Jene Arbeitsschwerpunkte sowie ein Plan wie (Plan zur Arbeitsweise und Organisation) und wann (Zeitplan) jene Ziele möglichst erreicht werden sollen, sind dem Landesverband in einem passenden Format zur Kenntnis zu geben. Zur Unterstützung bei dieser Aufgabe sind ehemalige Mitglieder des Landessprecher:innenrats und langjährige Mitglieder dazu angehalten bei diesem Prozess unterstützend und für Rückfragen ansprechbar zu sein.
Jene Analyse soll jedoch nicht nur uns als Jugendverband betreffen, sondern auch die Partei. Deshalb setzt sich die Linksjugend [’solid] Thüringen dafür ein, dass die Thüringer Landespartei hierbei einen ähnlichen Weg wie wir als Jugendverband geht.
Dies darf jedoch nicht nur Mittel zum Zweck sein. Gegenseitige Unterstützung und Wertschätzung muss auf jeder Ebene zentraler Bestandteil dieser Analyse und des kommenden Wegs sein.
Warum bedarf es einer solchen solidarischen Verbandspraxis?
Wir engagieren uns nicht für uns selbst politisch, sondern um zum einen eine Verbesserung innerhalb der aktuellen ökonomischen Umstände zu erzielen und zum anderen, um perspektivisch vor allem eine neue gesellschaftliche Ordnung aufbauen zu können.
Dafür ist es wichtig langfristig Vertrauen in der Bevölkerung aufzubauen, um einen positiven Bezug zu linker Politik erzeugen zu können. Wir sind die, die für die Interessen der 90 Prozent einstehen. Ebenso muss auf dem Weg zu einer sozialistischen Gesellschaft ein weiterer Schritt sein, Menschen zu verdeutlichen, dass eine Gesellschaft abseits des bestehenden kapitalistischen Systems organisiert werden kann und dass Solidarität die Lebensrealitäten vieler Menschen verbessert.
Darüber hinaus bedarf es einer solidarischen Praxis, da eine solche Gruppen aktiviert und verdeutlicht, dass das eigene Engagement weit über komplexe Diskussionen herausgeht. Deswegen muss es heißen:
Raus aus der Bubble – Linksjugend Hilft!
Was vereinzelt schon angestoßen wurde muss fortgesetzt und konkretisiert werden. Politische Arbeit heißt nicht nur Wahlkampf oder ein kurzfristiges Einwirken in die Partei, sondern zum einen eine tief-gründige strategische Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und zum anderen einen nachhaltigen Ein-fluss auf die Lebensrealitäten von Menschen zu haben. Es ist unerlässlich, dass die Mitglieder der Links-partei und der Linksjugend als unkäufliche und ehrliche Leute von der Bevölkerung wahrgenommen werden.
Was mit Sozialsprechstunden und KüFas (Küche für alle) in der Partei mit „Die Linke Hilft“ begonnen hat, möchten wir als Jugendverband im Rahmen unserer Möglichkeiten fortsetzen.
Wir als Linksjugend [’solid] Thüringen möchten deshalb mit gutem Beispiel vorangehen und die Links-jugend ebenso wie die Partei zu einer Organisation machen, die auch Leute außerhalb der Bubble aktiv anspricht. Aus diesem Grund sind wir dazu angehalten an die Orte zu gehen, wo sich Menschen von der Politik im Stich gelassen fühlen und ein hohes Maß an Resignation herrscht. Dies darf uns jedoch nicht entmutigen, sondern muss unsere Motivation sein.
Deshalb wird der Landessprecher:innenrat damit beauftragt bis zum kommenden Landesjugendtreffen mit allen Basisgruppen ein konkretes Konzept zu entwickeln, wie bei sich vor Ort, aber auch als Landes-verband thüringenweit konkrete Hilfe organisiert werden kann. Beispiele für Hilfsangebote der Links-jugend sind die Organisation von einer Hausaufgabenhilfe an einem Nachmittag in der Woche, eine KüFa (Küche für alle) einmal im Monat, soziale Angebote wie Spieleabende, Familien- und Sommer-feste, gemeinsame Grillabende oder Weihnachtsfeiern. Die Mitglieder der Linksjugend [’solid] Thüringen werden zudem angehalten, sich auch abseits der politischen Arbeit in Vereinen, Gewerkschaften oder ähnlichen gesellschaftlichen Organisationen zu engagieren, dabei jedoch keine Führungspositionen anzuvisieren und den Menschen in den Strukturen ein offenes Ohr zu sein. Was im (Jugend-)Wahlkampf mit unzähligen Aktionen zum Nachtwahlkampf begonnen wurde kann ebenfalls in einem regelmäßigen Turnus wie einmal im Monat, z.B. als Kneipenrunde fortgesetzt werden. Dies dient vor allem dazu mit jungen Men-schen in den Austausch zu kommen, ihnen zuzuhören und neue Ideen für unser politisches Engagement sowie weitere strategische Überlegungen mitzunehmen. Für die Umsetzung eines „Linksjugend Hilft!“-Konzepts ist ein regelmäßiges Angebot von konkreten Hilfsmöglichkeiten notwendig.
Um zu diesem Punkt zu gelangen wird der Landessprecher:innenrat damit beauftragt die zahlreich neu-gegründeten Basisgruppen in die Lage zu versetzen eigenständig zu handeln und zu wachsen. Dies soll u.a. durch die Überreichung einer Handreichung für die neugegründeten Basisgruppen erreicht werden, in der der Ablauf verschiedener Prozesse innerhalb unserer Strukturen kurz und in vereinfachter Sprache thematisiert wird. Dem Landessprecher:innenrat wird nahegelegt, soweit dies möglich ist die vorhandenen Basisgruppen zu besuchen, um die Barriere zwischen dem Landessprecher:innenrat und der Basis abzubauen. Hierbei wird den Basisgruppen und Mitgliedern jedoch gleichermaßen nahegelegt, Mitglieder des
Landessprecher:innenrats direkt für konkrete Termine einzuladen, falls ein Gespräch mit Landessprecher:innenrats-Mitgliedern gewünscht wird.
Gemeinsam kämpfen wir für die 90 Prozent. Denn für unsere Kernthemen der Jugendwahlkampagne zur Bundestagswahl, Wohnen (z.B. Deutsche Wohnen und Co Enteignen) sowie Umverteilung und Frie-den gibt es Mehrheiten in der Bevölkerung. Dem größten Teil der Menschen liegt etwas an einem guten ÖPNV, besseren (Aus-)Bildungsbedingungen und modernen Schulen.
Wir sind die 90 Prozent! Denn wir sind doch die Stärkeren – Uns gehört die Zukunft!
Beschluss des 38. Landesjugendtreffens am 02.11.2024 in Weimar.
Hier DownloadenDas kommende Jahr wird sowohl für unseren Landesverband, als auch für den Bundesverband ein sehr wichtiges. Vor uns liegt die Bundestagswahl am 28. September. Um uns auf diese und weitere entscheidende Aufgaben bestmöglich vorzubereiten, soll uns der folgende Jahresplan, welcher sich am Jahresplan der Linksjugend Bundesebene orientiert, dienen. Wir möchten damit zum einen einen Überblick über die bisher geplanten und anstehenden Veranstaltungen geben, welcher zum anderen als Leitfaden für die Basisgruppen und unseren Landesverband dienen soll. Zielstellung ist dabei, eine möglichst gute Koordination von Veranstaltungen unseres Landesverbands, der Basisgruppen sowie des Bundesverbands zu gewährleisten und Überschneidungen bei Veranstaltungsplanungen bestmöglich zu vermeiden. Diese Einigkeit über einen Zeitplan soll dieser Jahresplan herstellen.
Arbeitsschwerpunkte
Mit unseren Arbeitsschwerpunkten schließen wir uns dem Bundesverband an, wie es bereits der vergangene Bundeskongress beschlossen hat. Dies ist notwendig um eine gute Unterstützung
der Jugendwahlkampagne der Linksjugend zur kommenden Bundestagswahl zu gewährleisten.
Deshalb werden auch wir uns thematisch auf die Schwerpunkte Wohnen und Umverteilung. Dabei werden wir versuchen, dies in Bildungsveranstaltungen des Landesverbands zum Tragen kommen zu lassen. Unterstützend dafür startet bereits im laufenden Jahr der zweite Durchlauf der Train-The-Trainers-Reihe des Bundesverbands, bei welcher gezielt Verbandsmitglieder ausgebildet werden, um kontinuierliche Bildungsarbeit in den Landesverbänden im kommenden Jahr und darüber hinaus zu gewährleisten. Die sogenannte “heiße Phase” des Wahlkampfs wird dabei den Höhepunkt unserer Aktivität im Jahr 2025 bilden. Dies bedeutet nicht, dass wir zuvor oder danach untätig sein werden. Jedoch wird sich unsere Energie noch einmal mehr in diesem Zeitraum bündeln, damit wir gemeinsam erfolgreich für eine starke Linkspartei kämpfen.
Auf Grundlage der Kampagneninhalte und -materialien der Bundesebene werden wir als Landesverband die Jugendwahlkampagne zur Bundestagswahl durchführen.
Wir haben in diesem Jahr schon einmal gezeigt, dass wir als Landesverband einen erfolgreichen Jugendwahlkampf führen können, da wir in der Altersgruppe der 18 – 24-Jährigen bei der Landtagswahl zwar sechs Prozent verloren haben, hingegen die Landespartei insgesamt 18 Prozent der Stimmanteile einbüßen musste. Auch wenn sich dies wie kein Erfolg anfühlt, zeigt es, dass wir als Jugendverband sinnvolle und wirksame Ansätze gegen den aktuellen politischen Trend haben. Diese Ansätze können und werden wir deshalb auch im nächsten Jahr im Bundestagswahlkampf nutzen. Begleitend dazu steigen wir als Landesebene in einen Strategiefindungsprozess ein. Dieser Prozess wird jedoch weit über das kommende Jahr hinausgehen und somit unsere politische Arbeit der nächsten Jahre beeinflussen. Der Leitantrag “Uns gehört die Zukunft!” ist dabei Ausgangspunkt dieses Prozesses. Wir stehen vor der Aufgabe, viele für uns offene Fragen klären zu müssen. Unsere Aktivität im kommenden Jahr wird für dieses Vorhaben eine Fortsetzung der praktischen Grundlage bilden, welche wir bereits in diesem Jahr im Jugendwahlkampf zu schaffen begannen. Unser Ziel muss dabei sein, vor allem abseits von Wahlkämpfen ein ernstzunehmendes Korrektiv der Partei zu sein und gleichzeitig konstanten Aktivismus zu betreiben. Perspektivisch dürfen wir uns nicht der Denkweise von Wahl-zu-Wahl zu denken untergeben, sondern müssen eine nachhaltige Politik betreiben, die den Sozialismus als bessere Alternative zum kapitalistischen System aufzeigt und glaubhaft vermittelt. Für das kommende Jahr wird sich dies jedoch vorerst vor allem im Wahlkampf zeigen.
Um diesen vorzubereiten, wird das folgende Jahr in verschiedene Phasen eingeteilt, in denen es mehre-re Veranstaltungen der Linksjugend Bundesebene geben wird. Dies dient einem einheitlichen Auftreten als Jugendverband.
Neben der Train-The-Trainers-Fortbildung zur Grundlagenbildung im Verband wird es im April eine Landessprecher:innenrats-Bundessprecher:innenrats-Konferenz (Lsp:r-Bsp:r-Konferenz) geben. Dort wird ein geeintes Vorgehen im kommenden Jahr besprochen werden, um eine gute Durchführung der Jugendwahlkampagne in den Landesverbänden zu gewährleisten.
Organisationsentwicklung
Ebenso möchten wir uns als Landesverband auch im nächsten Jahr weiterentwickeln. Um diese Weiterentwicklung voranzutreiben, stecken wir uns klare Ziele, auf welche wir immer zurückkommen können im Sinne der Überprüfbarkeit. Solch eine Entwicklung betrifft jedoch ausdrücklich nicht die Entwicklung eines Gremiums, wie dem Landessprecher:innenrat, sondern den gesamten Landesverband mit allen Strukturen (z.B. Basisgruppen, Basisgruppenrat, eigene Mitgliedschaft, Landesarbeitskreise usw.). Des-halb ist jedes Mitglied dazu angehalten, zur Weiterentwicklung des Verbands beizutragen, auch wenn es in keiner Struktur organisiert ist.
Für diese Weiterentwicklung ist – wie bereits ausgeführt – eine neue strategische Ausrichtung Ziel der kommenden Jahre. Der Landessprecher:innenrat wird damit beauftragt, adäquate Formate zur Beteiligung an dieser Debatte und der Entwicklung einer kohärenten Strategie zu schaffen. Dabei bleibt diese Aufgabe jedoch nicht allein dem Landessprecher:innenrat überlassen, weshalb auch hier explizit an alle Mitglieder appelliert wird, sich an diesem Prozess und dessen Organisation zu beteiligen. Vom Landessprecher:innenrat wird dafür eine Einberufung einer AG Strategie erwogen.
Um erste Ergebnisse zu präsentieren und weiterzuentwickeln, wird es deshalb Basiskonferenzen geben. Die dort erzielten Ergebnisse werden von diesem Punkt aus dann wieder weiterentwickelt. So werden ein andauernder Prozess und eine konstante Arbeit für die kommenden Jahre gewährleistet. Die erste Basiskonferenz wird Ende Juni stattfinden. Das Pendant dazu auf Bundesebene stellen die Regionalkonferenzen sowie die Lsp:r-Bsp:r-Konferenz dar. Ziel ist dabei, einen Raum zum offenen und solidarischen Austausch zu schaffen und diesen in unser praktisches Arbeiten zu integrieren.
Wie nach der Landtagswahl, ist auch nach der Bundestagswahl zu erwarten, dass sich viele neue Personen politisch engagieren möchten und deshalb Mitglied in unserem Verband werden. Um diese Menschen im Herbst nächsten Jahres gut aufzunehmen und einzubinden, wird es vom Bundesverband aus ein Grundlagenseminar im Oktober geben. Unser Landesverband wird im November nächsten Jahres ein Neumitgliedertreffen veranstalten. Dabei soll für Neumitglieder die Möglichkeit geschaffen werden, den eigenen Landesverband, dessen Aufbau und Strukturen kennenzulernen und sich mit anderen Mit-gliedern zu vernetzen.
Politische Bildung
Für das kommende Jahr sind sowohl vom Bundesverband als auch vom Landesverband ein großes Angebot an Bildungsveranstaltungen geplant. Die Linksjugend-Bundesebene fokussiert sich bei ihren Angeboten der politischen Bildung vor allem auf die Jugendwahlkampagne zur Bundestagswahl und zugehörigen Methoden sowie auf deren Kernthemen (Wohnen, Umverteilung, Frieden). Als Landesverband schließen wir uns diesem thematischen Fokus an, lassen uns jedoch die Ausgestaltung zu anderen Themen innerhalb unserer politischen Bildung offen.
Der Bundesverband plant dabei als größtes Angebot der politischen Bildung wieder eine Winterakademie im Februar. Ein weiteres Grundlagenseminar und ein Verbandswochenende, beides jeweils im März. Das Förderwochenende für migrantisierte Personen wird im Mai stattfinden. Bildung, Skillshare und Vernetzung sollen helfen, von Rassismus betroffene Menschen besser zu unterstützen. Im Juni folgt ein Theorie ohne Macker-Seminar. Für Anfang Juli ist ein weiteres Grundlagenseminar geplant, später im Monat folgt die Regionalkonferenz. Zu Beginn des Augusts folgt das Sommercamp, welches der zentrale Ort ist, um für eine Woche zusammenzukommen. Damit verbunden startet die Wahlkampfphase, welche sich bis Ende September erstreckt.
Wie im Jahresplan der Bundesebene vorgesehen wird es in der ersten Jahreshälfte eine noch nicht terminierte Basistour innerhalb unseres Landesverbands durch die frisch ausgebildeten Trainer, der Train-The-Trainers-Reihe geben. Diese dient der Verbreitung der Inhalte der Jugendwahlkampagne, um eine Sprechfähigkeit herzustellen.
Ebenso wird im Frühjahr ein eintägiges Landesjugendtreffen stattfinden. Dort kommen wir als Landes-verband zusammen, um Anträge zu diskutieren und abzustimmen, weitere Wahlen abzuhalten und weitere Diskussionen zu führen. Im Herbst folgt dann ein zweites Landesjugendtreffen, welches ein gesamtes Wochenende umfasst. Dabei werden ebenfalls Anträge abgestimmt, Diskussionen geführt und Wahlen (wie z.B. Wahl des Landessprecher:innerats) stattfinden. Anfang April wird es eine Veranstaltung zur Basisgruppenvernetzung geben. Da sich in diesem und im vergangenen Jahr viele neue Basisgruppen gebildet haben, möchten wir den Austausch und die Vernetzung untereinander gewährleisten. Eine zweite Klausurtagung des Landessprecher:innenrats ist für das erste Wochenende im Mai vorgesehen. Dort wird der amtierende Lsp:r zusammenkommen, um die eigene Arbeitsweise zu reflektieren und die eigene Arbeit der kommenden Monate zu planen.
Ein jährlicher Höhepunkt der politischen Bildung unseres Landesverbands ist das Bildungswochenende. Im kommenden Jahr wird es in Heldrungen, am letzten August-Wochenende, stattfinden. Auch wenn die Veranstaltung in der heißen Wahlkampfzeit liegt, erachten wir den Zeitpunkt als sinnvoll, um zum einen unsere politische Arbeit zu verbessern, uns weiterzubilden und auszutauschen. Zum anderen bietet der Termin die Möglichkeit eine Pause vom Wahlkampf genutzt zu werden, wobei gleichzeitig ein Ort geschaffen wird Ideen entstehen zu lassen und entwickeln zu können.
Zum Ende des Jahres wird eine Fortsetzung der Seminarreihe Theorie ohne Macker auf Landesebene erfolgen. Ein thematischer Schwerpunkt ist diesbezüglich jedoch noch nicht gesetzt.
Beschluss des 37. Landesjungentreffens am 02.03.2024 in Erfurt.
Die linksjugend Thüringen unterstützt Änderungsanträge ans Regierungsprogramm der Linken Thüringen, welche aus dem Jugendwahlprogramm hervorgehen.
Beschluss des 37. Landesjugendtreffen am 02.03.2024 in Erfurt
Pdf-versionFolgende Forderungen und Positionierungen, sind Inhalte der Jugendwahlkampagne zu den Kommunal- und Landtagswahlen in Thüringen 2024:
DEMOKRATIE & ANTIFASCHISMUS
Demokratie bedeutet mehr als alle paar Jahre ein Kreuz auf einem Zettel zu machen. Unser Ziel ist es demokratische Rechte und Mitbestimmung weiter auszubauen. Die radikale Demokratisierung alle Bereiche der Gesellschaft ist Teil unseres Verständnisses eines modernen Sozialismus.
Wir fordern:
•Das Verbot der AfD: Insbesondere das Verbot einer Kandidatur von Björn Höcke. Darüber hinaus fordern wir ein Verbot aller AfD-nahen Vereine und Stiftungen, sowie deren Jugendorganisation JA (Junge Alternative).
•Eine zivile Beobachtungsbehörde: Der Thüringer Verfassungsschutz in seiner jetzigen Form als Inlandsgeheimdienst aufzulösen und stattdessen sollte eine zivile Beobachtungsbehörde gegen Demokratie- und Menschenfeindlichkeit eingerichtet werden.
•Eine progressive Wahlrechtsreform: Alle Menschen, die von politischen Entscheidungen betroffen sind sollten mitentscheiden dürfen. Deshalb fordern wir ein Wahlalter von 14 Jahren und dieses Wahlrecht auf alle Bewohner:innen für die Kommunal- und Landtagswahlen auszuweiten.
•Polizeireform: Kennzeichnungspflicht konsequent durchsetzen, rassismuskritische Weiterbildungen, Schaffung unabhängiger Vertrauensstellen, generelles Werbeverbot für die Landespolizei, mehr Aufgabenbereiche für Sozialarbeitende.
•Wehrhafte Demokratie: Volksverhetzung konsequent strafrechtlich verfolgen und ahnden; Antifaschismus-Klausel in der Thüringer Verfassung einfügen sowie Aufnahme der Kinderrechte in die Thüringer Verfassung.
•Wir wollen die lückenlose Aufklärung von rechten Netzwerken und Verbindungen in den Sicherheitsbehörden, durch Einberufung eines neuen Untersuchungsausschusses. Rechtsradikale und demokratiefeindliche Beamt:innen müssen sofort entlassen werden.
•Die Schaffung von Kinder- & Jugendgremien mit Vetorecht und Zugang zu allen Ausschüssen: Stadt- und Gemeinderäte, sowie Kreistage sind überaltert und haben oft keinen Bezug mehr zu jungen Menschen für die sie ebenso Politik machen. Deshalb müssen Kinder- und Jugendgremien einen tatsächlichen Einfluss auf politische Entscheidungen haben, geschaffen und gefördert werden. Sie dürfen nicht dazu dienen politische Mitbestimmung vorzutäuschen. Hierbei müssen bereits im Gründungsprozess Kinder und Jugendliche konsequent beteiligt werden, um ihre Perspektive aus erster Hand zu berücksichtigen. Die tatsächliche Ausgestaltung muss unbedingt entlang der Lebensrealität und Bedürfnisse der jungen Generation gestaltet werden.
•Wir fordern die Entkriminalisierung von Antifaschist:innen und entsprechender Initiativen. Antifaschistische Arbeit muss endlich gewürdigt werden, dafür braucht es gesellschaftliche Unterstützung.
•Landesweite Förderung von Kultur und gesellschaftlichen Angeboten: Schon vor der CoronaPandemie hatte es die Kulturbranche schwer. Mit der Pandemie und den verschiedenen Lockdowns hat sich die Situation von Kulturschaffenden nochmals verschlechtert. Auch nach der Pandemie sind kulturelle Angebote und deren Nutzung noch immer rar oder nicht für alle erschwinglich. Wir fordern deshalb den kostenfreien Eintritt in alle Thüringer Museen, Schwimmbäder, Theater, Kinos, Ausstellungen usw. für alle unter 28-Jährigen. Kulturelle Angebote sollten für alle nutzbar sein und nicht an der Finanzierung scheitern. Darüber hinaus wollen wir eine Bezuschussung des KulturPasses von der Landesebene. Der KulturPass in Höhe von 200 Euro für alle Volljährigen in Deutschland ist ein guter Anfang, jedoch nicht genug.Junge Menschen im Alter von 14 – 25 sollten einen Zuschuss vom Bundesland Thüringen in Höhe von 300 Euro zu dem bereits bestehenden KulturPass bekommen. Dies soll die Beteiligungsmöglichkeiten stärken, damit auch Azubis, Student:innen und junge Erwachsene an kulturellen und gesellschaftlichen Angeboten teilhaben können.
Für uns gehört ebenfalls eine Erhöhung der Fördertöpfe für Spielplätze und Jugendclubs dazu.
(AUS-)BILDUNG
Thüringenweit kostenfreie Bildung: Der Besuch einer Bildungsinstitution in Thüringen muss kostenfrei
sein! Wir fordern die Abschaffung aller Kindergarten-, (Berufs-)Schul- und Universitätsgebühren. Darüber hinaus muss es eine Bezuschussung der Lernmaterialien, unabhängig der sozialen Herkunft geben. Bildung darf kein Privileg sein, sondern muss für jede:n zugänglich sein. Dafür sind weitere massive Bildungsinvestitionen erforderlich.
Wir fordern:
•Vollständige Abschaffung der Kindergarten-Beiträge und Verbesserung des Personalschlüssels: Frühkindliche Bildung ist ebenso essenziell für eine gelingende Zukunft wie die Schulbildung. Aktuell entscheidet jedoch oft das Einkommen darüber, ob und wann Kinder in den Kindergarten gehen dürfen. Weiterhin liegt Thüringen im Vergleich zu anderen Bundesländern im Personalschlüssel teilweise deutlich zurück, hier braucht es mehr Personal.
•Wirkliche Inklusion in Kindergarten und Schule. Wir bekennen uns zur Inklusion von Kindern mit Förderbedarf. Dazu muss eine Begleitung durch Sonder- und Förderpädagog:innen flächendeckend ermöglicht werden und darf nicht allein den Lehrkräften und Erzieher:innen überlassen werden. Der Prozess, um Eingliederungshilfe zu erlangen, muss außerdem deutlich unkomplizierter und schneller werden.
•Kostenloses, abwechslungsreiches, gesundes und ausgewogenes Mittagessen in allen Schulen und Kindergärten.
•Die Abschaffung des Ziffernnotensystems bis Ende der 8. Klasse.
•Demokratisierung der Schulen (Lehrpläne, Schüler:innenvertretung, Selbstorganisierung) und Hochschulen (Vetorecht für StuRas (StudierendenRäte))
•Stärkung der Schulsozialarbeit durch mehr pädagogische Fachkräfte und Entlastung des Lehrkörpers durch Einstellung von Verwaltungsfachangestellten. Abschaffung von Hausaufgaben und 0. Stunde an Schulen, Abschaffung jeder Anwesenheitspflicht an Hochschulen. Förderung von freiem, interessengeleitetem und selbstbestimmtem Lernen.
•Dezentrale Verteilung von Geflüchteten auf verschiedene Schulen.
•Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems vorbereiten: Mehr bedarfsorientierte, inklusive Gesamtschulen schaffen.
•Mehr Lehrkräfte: Von Seiten des Landes muss bereits nach Erteilung der Vornoten ein aktives Zugehen auf die Referendar:innen stattfinden.
•Feste Verankerung der Erinnerungskultur an Schulen: Antifaschistische Bildung braucht Raum in Thüringer Lehrplänen, die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus braucht eine bessere Aufarbeitung. An Schulen sollen Projekte zur Demokratieförderung und gegen Menschenfeindlichkeit stattfinden (z.B. im Rahmen von verpflichtenden Gedenkstättenbesuchen, Zeitzeug:innengesprächen etc.).
•Kostenloser Zugang zu Bildungs- und Kultureinrichtungen, aber auch Freizeiteinrichtungen (Museen, Theater, Schwimmbäder etc.) für Studierende, Schüler:innen und Auszubildende.
•Schluss mit Sparzwang: Ausfinanzierung der Hochschulen, Abschaffung der Semester- und Langzeitstudiengebühren, flächendeckende Tarifverträge für Beschäftigte an Hochschulen – inklusive der studentischen Beschäftigten.
•Abschaffung der Besonderen Leistungsfeststellung (BLF) an Gymnasien: Schüler:innen an Gymnasien sollen mit der Versetzung in die elfte Klasse automatisch eine dem Realschulabschluss gleichwertige Schulbildung bescheinigt bekommen.
Ausbildung
•„Wer nicht ausbildet wird umgelegt“: Schaffung eines umlagefinanzierten Ausbildungsfonds nach Bremer Vorbild: Alle Unternehmen zahlen einen Teil ihrer Lohnkosten ein, der dann auf alle Ausbildungsplätze verteilt wird. So steigt die Zahl der Ausbildungsplätze und auch kleinere Betriebe können es sich leisten, auszubilden.
•Vergabegesetz für gute Ausbildung: Mindestausbildungsvergütung von 1.000€.
•Unternehmen bezahlen: ÖPNV-Ticket, 50% Zuschuss zum Führerschein im ländlichen Raum, Fahrtkosten zur Berufsschule, Wohnheim am Berufsschulstandort.
•Land Thüringen sorgt für: Lernmittelfreiheit auch an Berufsschulen, Günstige Wohnungen für Azubis (ähnlich wie Studierendenwohnheime).
•Erhöhung des Bildungsurlaubs für Auszubildende auf 5 Tage im Jahr.
•Berufsschulabschluss soll zu Studium in diesem Bereich qualifizieren
•Kostenlose Meisterausbildung.
KLIMAKRISE
AUF NACKEN VON KAPITAL – NICHT AUF KOSTEN VON MENSCHEN!
•Um unsere Forderungen finanzieren zu können, ohne an anderen Stellen zu sparen, benötigt es ein großes Investitionspaket neue Mobilität.
•ÖPNV im ländlichen Raum ausbauen: Der ÖPNV (öffentliche Personen Nahverkehr) muss vor allem im ländlichen Raum weiter ausgebaut werden, damit er dann zur Verfügung steht, wenn wir ihn wirklich brauchen. Stillgelegte Zugstrecken sollen wiederbelebt und vorhandene elektrifiziert werden – der Takt ist auszubauen. Vorhandene Busfahrpläne sollen ausgeweitet werden, um längerfristig den Umstieg auf den ÖPNV zu erleichtern. Dazu benötigt es auch alternative Konzepte wie Rufbusse oder auch Car-Sharing Angebote, um die letzte Meile mitzudenken.
•Sanierung von Bahnhöfen: damit wir in kleinen Orten nicht nur auf den Bus angewiesen sind.
•Fahrradinfrastruktur stärken: Fahrradsicherung an Bahnhöfen, Förderung von Fahrradwegnetzen, Schaffung von öffentlicher Fahrradreparaturinfrastruktur.
•Schluss mit Millionen-Zuschüssen (5,9 Mio. Euro im Jahr 2032): Flughafen Erfurt-Weimar dichtmachen! Das eingesparte Geld kann dann für den Ausbau des ÖPNV und der Fahrradinfrastruktur genutzt werden.
•Wind und Wald: Förderung von Mischwäldern, kommunale und genossenschaftliche Aufforstung, Windkraft in Monokulturen und Tote Wälder, Ausweitung von Naturschutzgebieten; weil uns nicht egal ist, was mit unserer Natur passiert.
•Katastrophenschutz: Wir fordern die Einführung eines landesweiten Frühwarnsystems, damit wir uns auf Probleme vorbereiten können und diese nicht erst spüren müssen, um etwas dagegen zu tun. Dazu fordern wir eine bessere Ausbildung für die freiwilligen Helfer:innen, damit sie immer auf dem aktuellen Stand sind.
•Beschäftigte mitdenken: Schaffung eines Transformationsweiterbildungsfonds und die Einführung von einheitlichen Tarifverträgen für Beschäftigte im ÖPNV. Dies dient dazu überhaupt Anreize zu schaffen (weiter) im ÖPNV zu arbeiten, damit wir genügend Beschäftigte haben, um stillgelegte Strecken zu reaktivieren und den Takt von Fahrplänen zu erhöhen.
•Für eine Lebenswerte Stadt: Es braucht eine Förderung von ökologischem Bau und Grüner Architektur. Schluss mit Asphaltwüsten! Innenstädte mit mehr Grünflächen und Bäumen! Dazu fordern wir ein Trinkbrunnenkonzept für Thüringer Innenstädte, damit sich niemand sorgen um Wasser machen muss.
•Einheitlicher Thüringer Verkehrsverbund: Wir fordern einen einheitlichen Thüringer Verkehrsverbund, in dem man mit einem 365€-Ticket im Jahr Bus und Bahn fahren kann. Dieser Verkehrsverbund soll auch mit dem MDV (Mitteldeutscher Verkehrsverbund) und allen weiteren Nachbarverkehrsverbünden Nahverkehrstickets gegenseitig anerkennen. Bis 2030 ist ein ticketfreier ÖPNV anzustreben (Zu dessen Realisierung schlagen wir ein stufenweises Vorgehen: z.B. durch ein kostenfreies Seniorenticket nach Führerscheinabgabe vor).
•Energieerzeugung unabhängig vor Ort: Wir fordern, dass die Energieerzeugung in Thüringen regional und dezentral organisiert wird. Die Energieerzeugung muss künftig aus 100 Prozent erneuerbare Energiequellen stammen. Deshalb müssen Windkraft, Wasserkraft und Solarenergie ausgebaut werden. Wir fordern darüber hinaus bürgernahe Energieförderung. Zu diesem Zweck sind kommunale und genossenschaftliche Strukturen zu fördern, um die regionale Wertschöpfung zu stärken und die Macht der Energiekonzerne zu brechen. Wir werden uns auch zukünftig dafür einsetzen, dass alle Menschen in Thüringen Zugang zu Energie haben. Denn die Versorgung mit Strom und Wasser sind Lebensnotwendig. Strom- und Heizungsabschaltungen müssen der Vergangenheit angehören. Auch nach dem Ausstieg aus der Atomenergie, kämpfen wir weiterhin gegen ein Atommüllendlager in Thüringen. Wer von den Gewinnen der Atomenergie profitiert hat, muss auch für deren Entsorgung aufkommen. Über 97 Prozent des deutschen Atomstroms wurden in Westdeutschland produziert und damit auch dort die Milliarden-Gewinne verdient.
•Müll vermeiden: Der ökologische Fußabdruck des Menschen hat mit der Plastikinsel im Pazifik ein neues Gesicht bekommen. Auch in unseren Böden finden wir längst Plastikrückstände und in unseren Körpern können diese nachgewiesen werden. Wir setzen uns daher für eine ökologische Abfallwirtschaft ein, die Ressourcen schützt und eine konsequente Kreislaufwirtschaft mit mehr Recyclingpotenzial schafft. Wir setzen uns für längere verpflichtende Nutzungszeiten für technische Geräte und für deren Reparierbarkeit ein. Dazu fordern wir „self repair spaces“ für Haushaltsgeräte, damit jede:r in der Lage ist, selbst die eigenen Geräte zu reparieren oder sich helfen zu lassen. Deshalb fordern wir auch eine Erhöhung des Reparaturbonus von bisher 100 auf 300 Euro im Jahr.
•Landwirtschaft: Mit den Folgen des Klimawandels hat die Landwirtschaft stark zu kämpfen. Durch die Dürrejahre haben Landwirt:innen mit Ernteausfällen zu kämpfen. Wir setzen daher auf eine am Gemeinwohl orientierte, sozial-gerechte, ökologische und nachhaltige Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt regionaler Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung ein. Um die Thüringer Landwirtschaft besser vor dem Druck der Handelsketten zu schützen und die Umwelt zu schonen fordern wir, dass die Direktvermarktung unterstützt wird. Damit erhalten Thüringer:innen einen leichteren Zugang zu gesunden, regional und ökologisch produzierten Lebensmitteln. Wir fordern, dass kommunale Einrichtungen und Landeseinrichtungen in ihren Küchen und Kantinen dauerhaft mit regionalen Lebensmitteln arbeiten.
Neben Wasser und Saatgut ist der Boden die zentrale Produktionsgrundlage der Landwirtschaft. Da verfügbarer Boden aber immer knapper wird, gerät landwirtschaftlicher Boden immer stärker in den Blick spekulativer Finanzströme. Wir wollen ebenfalls den weiteren Ausverkauf von forstwirtschaftlichen Flächen verhindern und deshalb das bereits geschaffene forstwirtschaftliche Vorkaufsrecht mit einem Leitbild untersetzen, welches das landwirtschaftliche Vorkaufsrecht stärkt.
Darüber hinaus muss die Steigerung von Boden- und Pachtpreisen begrenzt werden. Bodenspekulation sind grundsätzlich zu verhindern. Wir wollen denjenigen den Zugang zu Grund und Boden ermöglichen, die ihn nach sozial-ökologischen Leitlinien bearbeiten.
•Tierschutz ist Klimaschutz: Wir stellen uns gegen Massentierhaltung. Thüringen muss Vorreiter bei der Produktion von Fleischersatzprodukten werden. Denn genau dort liegt die Zukunft. Die Landwirtschaft muss in diesem Sinne gefördert werden.
Beschluss der 2. Tagung des 36. Landesjugendtreffens am 21.10.2023 in Nordhausen
Das nächste Jahr wirft seine Schatten voraus. Mit dem Superwahljahr 2024 sehen wir uns als parteinaher
Jugendverband der Thüringer LINKEN. in der Verantwortung den Wahlkampf der Partei mit einer eigenen
Jugendwahlkampagne zu unterstützen. Jene soll unter dem Motto: „Thüringen bleibt stabil!“ stehen. Mit diesem Antrag soll der Rahmen für die Kampagne vorgegeben werden. Die Linksjugend [‘solid] Thüringen und in Vertretung ihr Landessprecher:innenrat (Lsp:r) werden, mit dem Beschluss dieses Antrags damit beauftragt, in einem basisdemokratischen Prozess bis zum nächsten Landesjugendtreffen (LJT) die inhaltlichen Schwerpunkte zu konkretisieren und somit tragfähige Forderungen als Leitlinien des Jugendwahlkampfes aufzustellen.
Der Jugendwahlkampf wird dabei auf vier verschiedenen Säulen beruhen. Diese sollen Fokus, Flair,
(Selbst-)Ermächtigung und Solidarität sein. Konkret bedeutet dies, dass sich bei der Jugendwahlkampagne auf eine bestimmte Zielgruppe fokussiert werden soll. Um gezielt junge Menschen anzusprechen, würden wir bei der Zielgruppe vor allem Erstwähler:innen und unter 28-Jährige in den Blick nehmen. Thematisch setzen wir dabei die Schwerpunkte auf (Aus-)Bildung, Klimakrise sowie Demokratie und Antifaschismus. Ziel dabei ist es, unseren Standpunkt des ökologischen und demokratischen Sozialismus zu vertreten.
Da eine Wahl einer der leichtesten Wege ist, sich aktiv an Politik zu beteiligen, sollte sich dies auch in der Flair unserer Jugendwahlkampagne widerspiegeln. Dazu gehört für uns vor allem, dass Wahl und Wahlkampf wieder zugänglich und ansprechend gestaltet werden müssen, denn vor allem die Wahlbeteiligung von jüngeren Menschen ist relativ niedrig.
Neben Fokus und Flair, soll die (Selbst-)Ermächtigung einen ebenso relevanten Teil der Jugendwahlkampagne darstellen. Konkret bedeutet dies, dass unsere Mitglieder, Interessierte oder auch junge Parteimitglieder die Möglichkeit haben, bei verschiedenen Bildungsveranstaltungen gezielt Wissen vermittelt zu bekommen, welches sich im Jugendwahlkampf einsetzen lässt. Beispiele für jene Veranstaltungsformate sind das Bildungswochenende, die Kommunalakademie oder auch das Frauen:Theorieseminar.
Nicht zuletzt soll auch die Solidarität eine zentrale Rolle spielen. Dabei ist uns vor allem das Verhältnis zur
Partei DIE LINKE. Thüringen wichtig. Bei den vergangenen Landtagswahlen in Berlin, Bremen und Hessen
unterstützten vor allem junge Genoss:innen aus unserem Landesverband vor Ort beim Wahlkampf. Mit dem Jugendwahlkampf im folgenden Jahr soll diese begonnene Zusammenarbeit fortgesetzt werden. Um zu verhindern, dass eine faschistische Partei noch mehr Gestaltungsfreiheit im Landtag bekommt, kämpfen wir gemeinsam mit den Genoss:innen der Partei für eine rot-rot-grüne Regierung im Landtag, damit der nächste Ministerpräsident erneut Bodo Ramelow heißt. Das bedeutet jedoch auch, dass der Jugendverband seine progressiven Positionen und kritischen Haltungen weiterhin vertritt und in die politische Auseinandersetzung einbringt.
Dafür ist es aus unserer Sicht unter anderem notwendig, dass wir uns mit den Vorhaben verschiedenster Parteien auseinandersetzen und über deren Auswirkungen, speziell auf die von uns fokussierte Wähler:innengruppe informieren. Der Lsp:r wird damit beauftragt, einen Finanzplan für den Jugendwahlkampf zu erstellen und diesen bei der Thüringer LINKEN einzureichen.
Für einen entsprechenden öffentlichen Auftritt, vor und während des Wahlkampfs, wird der Lsp:r damit
beauftragt, Schritte einzuleiten, um eine entsprechende Strategie bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit entwickeln zu können.
Um möglichst viele Personen der Fokusgruppe zu erreichen, wird auf eine Kombination von analogem und digitalem Wahlkampf gesetzt. Für die jeweilige Umsetzung sind Konzepte bis zum nächsten LJT zu erstellen.
Da Wahlkampf nicht erst sechs Wochen vor Wahltermin beginnt, ist es schon jetzt notwendig, die Basis des Jugendverbandes weiter aufzubauen und die Vernetzung untereinander zu verbessern. Gemeinsame Aktionen, wie Demonstrationen oder der Ausbau der Bündnisarbeit, auch innerhalb der einzelnen Basisgruppen, sind konkrete Beispiele dafür.
Wir möchten alle Genoss:innen dazu einladen, gemeinsam als pluralistischer Jugendverband Teil des Prozesses und der Umsetzung der Jugendwahlkampagne zu sein, damit der Kampf gegen die Faschist:innen gelingt und Thüringen stabil bleibt.
Beschluss des 35. Landesjugendtreffens am 15.04.2023 in Apolda
Der Landessprecher:innenrat wird beauftragt eine Jugendkampagne zu den Wahlen 2024 vorzubereiten.
Die Kampagnenziele sind:
> möglichst viele junge Menschen in Thüringen von den Zielen eines demokratischen und – ökologischen Sozialismus zu überzeugen,
als Wähler:innen für DIE LINKE zu gewinnen,
> in unserem Jugendverband neu zu organisieren, sowie
> die Kandidierenden unseres Verbandes für den Landtag und die Kommunalparlamente zu unterstützen.
Dafür soll verstärkt die Zusammenarbeit mit anderen demokratischen Jugendverbänden und Interessenvertretungen junger Menschen in Thüringen gesucht werden.
Über den aktuellen Stand dieser Arbeitsaufträge wird beim nächsten regulären Landesjugendtreffen im Herbst ein Bericht gehalten.
Über den aktuellen Stand dieser Arbeitsaufträge wird beim nächsten regulären Landesjugendtreffen im Herbst ein Bericht gehalten.
Gemeinsam mit den Jusos und der Grünen Jugend soll im Sommer ein öffentliches Positionspapier ausgearbeitet werden mit Fokus auf die Themen Antifaschismus, Bildung und sozial-ökologische Transformation als Impuls an die Mutterparteien zur Erneuerung der Vision eines demokratischen und linken Reformprojektes für Thüringen.
Beschluss des 34. Landsjugendtreffens im Oktober 2022 in Krölpa
Wo stehen wir gerade? Als Jugendverband mit dem Selbstanspruch die Interessenvertretung linker Jugendlicher in der Gesellschaft, wie auch innerhalb der Partei DIE LINKE. in Thüringen zu sein, müssen wir jetzt in die Offensive treten, gegen eine zutiefst unsoziale Krisenpolitik der Ampelregierung und den Mobilisierungsversuchen von Rechts mit russlandfreundlichen sowie klassenversöhnlerischen Pseudolösungen. Es braucht einen Pol der Solidarität gegen die schein-fortschrittliche kapitalistische Alternativlosigkeit der Bundesregierung und den autoritären, schein-sozialen Nationalismus von AfD, Neonazis und Einigen, die sich noch selbst zur politischen Linken zählen. Es braucht Bündnisse zwischen progressiven Organisationen, sozialen Initiativen, Klimabewegung, Gewerkschaften, antifaschistischen Gruppen und lokalen demokratischen Akteur:innen. Es braucht Bündnisse zwischen Unter- und Mittelschicht, die begreifen müssen, dass sie in der kommenden Krise gleiche Interessen haben, die nicht in einer Rückkehr zum Status Quo liegen. Es braucht das Bündnis aus Schüler:innen, Auszubildenden und Studierenden, deren Zukunft von den politischen Entscheidungen und Entwicklungen der Gegenwart an die Wand gefahren wird. Welche Rolle wollen wir bei all dem spielen? Bilden Wir müssen die gemeinsamen theoretischen und praktischen Grundlagen schaffen, damit wir in der kommenden Zeit politisch wirksam handeln können. Daher wird zukünftig angepeilt mindestens einmal im Monat eine Bildungsveranstaltung der Landesebene durchzuführen mit dem thematischen Fokus auf die Themen: Antikapitalismus in Theorie und Praxis, Staatstheorie, Feminismus, Antifaschismus, politischer Strategie und Organizing/Networking. Um insbesondere FLINTA*-Personen in unserem Verband zu fördern, richten wir auch eigens Theorieseminare nur für diese ein. Dabei setzen wir auf Kooperation mit der Partei DIE LINKE. Thüringen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen, sowie parteilosen Linken und richten die Bildungsangebote auch explizit an passive Mitglieder und Sympathisierende der Linksjugend [‘solid] Thüringen. Wir müssen es perspektivisch anstreben einige unserer Mitglieder auf die Kommunalwahlen 2024 vorzubereiten, um auf Listen der LINKEN und dort wo es keine LINKE-Listen gibt, als Einzelkandierende oder auf überparteilichen linken Listen an den Wahlen teilzunehmen. Es braucht in den Thüringer Kommunalparlamenten junge, radikale und strategisch kluge Stimmen, die progressive und radikale Realpolitik machen wollen. Bewegen Mit dem kommenden Herbst und Winter, sowie der Zeit danach stehen aufgrund steigender Lebenskosten massive soziale Verwerfungen an, welche die gesamte Gesellschaft bis auf die reichsten 10-20% der Bevölkerung betreffen wird. Auf der Grundlage der Kampagne des Bundesverbandes gegen die unsoziale Krisenpolitik der Bundesregierung werden wir zentral koordinierte Aktionen (Infostände, Flyeraktionen, Straßengespräche, etc.) insbesondere an Berufsschulen und Hochschulen organisieren, um zu zeigen, dass es eine linke Alternative zur Ampelregierung und rechten Entsolidarisierungskampagnen gibt. Als einzelne Organisation haben wir sicherlich nicht die Position “proletarische Massen” auf die Straße zu bringen, daher müssen wir jetzt mehr denn je uns in sozialen Bündnissen vor Ort einbringen und im Zweifel die Impulse zur Gründung dieser geben.. Wir müssen in diesen Bündnissen die Stimme der Schüler:innen sein, die kein Taschengeld mehr haben, da ihre Eltern jeden Cent für die Heizkosten brauchen. Wir müssen die Stimme der Auszubildenden sein, deren Vergütung kaum noch für Miete und Nebenkosten reicht. Wir müssen die Stimme der Studierenden sein, bei denen es trotz 2 Nebenjobs am Monatsende auf dem Konto düster aussieht. Hierbei ist die parlamentarisch und institutionell gut aufgestellte Linkspartei auf Landesebene unsere selbstverständliche Partnerin, mit welcher wir eng zusammenarbeiten müssen um auch praktische Hilfe zu vermitteln und die Anliegen Jugendlicher in diesen schwierigen Zeiten mehr in die Landespolitik zu tragen. Organisieren Mit Blick auf die letzten Monate und Jahre stellen wir fest, dass sich unser Landesverband schon länger in einem Generationenwandel befindet. Das ist in einem Jugendverband grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, stellt uns aber dennoch vor Herausforderungen. Wir wollen in diesem Umbruch dafür Sorge tragen, dass Genoss:innen, die schon länger aktiv sind, Wissen an jüngere und neue Genoss:innen weitergeben. Wir wollen mehr Genoss:innen in Aufgaben und Prozesse auf Landesebene einbinden. Insbesondere der LSPR braucht in Zukunft mehr aktive Genoss:innen, die die politische Arbeit unseres Landesverbandes zusammentragen. Darüber hinaus streben wir einen Ausbau von niedrigschwelligen Angeboten an, die vor allem Mitglieder ohne Anbindung an eine aktive Ortsgruppe ansprechen sollen. Wir wollen in der Fläche sichtbarer werden. Dafür brauchen wir mehr Ortsgruppen. Gemeinsam mit jungen Menschen aus den örtlichen Kreisverbänden der LINKEN und mit Unterstützung der Landesebene können wir unsere Strukturen vor Ort ausbauen. In allen Landkreisen und kreisfreien Städten Thüringens mit Linksjugend [‘solid] Gruppen vertreten zu sein, ist unser langfristiges Ziel. Das zwischenmenschliche Miteinander im Landesverband ist leider abseits von den Landesjugendtreffen und Bildungswochenenden in den letzten Jahren zu kurz gekommen, darum wollen wir neben den Bildungsveranstaltungen auch unterschwellige soziale Angebote im digitalen und analogen Raum (z.B. Spielabende, Wandertouren, etc.) anbieten, um das solidarische Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
Beschluss des 32. Landesjugendtreffens im Mai 2021 online
Einleitung
Wenn du gerade Jugendliche:r bist, dann bist du in eine Welt voller Krisen geboren. Aus den Nachrichten kennst du bedrohende Wirtschaftskrisen, Pandemien, Nationen die Grenzen statt Menschen schützen. Du kennst eine EU die unsolidarischer den je agiert und mit Merkel hast du bisher nie eine andere Kanzlerin erlebt. Den Rechtsruck kennst du nicht nur aus Parlamenten, sondern leider auch aus deinem Bekanntenkreis und die drohende Klimakrise führt zu Diskussionen am Küchentisch. Das alles scheint normal, doch wir von der linkjugend [`solid] Thüringen wissen – eine andere Welt, eine bessere Welt ist möglich.
Weil auch andere daran glauben, organisiert sich auf den Straßen immer mehr Protest – und dieser ist dringend notwendig. Umweltbewegungen, Antifaschist:innen, Feminist:innen machen deutlich – die Profiteure dieser Welt müssen Verantwortung tragen und wenn sie es nicht tun – werden wir sie durch unser Engagement dazu zwingen.
Wir wissen, in dieser Welt ist nichts voneinander getrennt. Unser Handeln in Thüringen hat einen Einfluss auf Arbeitsbedingungen im Ausland und auf das Klima weltweit. Thüringen entscheidet mit, ob Menschen an Grenzen geschützt werden können oder ob Rohstoffen zu unseren Gunsten geraubt werden, oder nicht. Und wir entscheiden wie es den Menschen vor Ort geht – wie die Bildung der Zukunft aussieht, ob sich jede:r schnelles Internet leisten kann, ob Kinderbetreuung für alle möglich ist und ob wir auch auf dem Land Zugang zu allen wichtigen Strukturen haben.
Wir setzen uns deshalb für ein solidarisches und nachhaltiges Thüringen ein.
Damit du ein gutes Leben haben kannst setzten wir uns für mehr soziale Sicherung und weniger Arbeit ein. Die Zeit des Schuftens und der wenigen Freizeit muss zu Ende sein. Wir fordern weniger Arbeitszeit, ein Einkommen, dass nicht nur reicht, sondernglücklich macht und ein zu Hause, dass sich jede:r leisten kann.
Wir fordern Sicherheit – für Menschen in Ausbildung, für Menschen auf der Flucht, Für junge Eltern, für Aktivist:innen, für Streikende, für Frauen und Queers, Kulturarbeitende und alle Menschen die ein besseres Leben fordern. Wir wissen – wir müssen zusammenhalten, denn unsere Probleme gehen uns alle an. Die Klimakrise ist eine Gerechtigkeitskrise. Arbeiter:innen, Studierende, werdende Eltern, Geflüchtete, wir alle sind davon betroffen.
Rechte Kräfte wollen einen Keil zwischen die Menschen schieben, die am meisten von Ausbeutung betroffen sind, die Angst vor der Zukunft haben. Unsere Antwort heißt deshalb bedingungslose Solidarität und Aktivismus für ein besseres Leben. Wir lassen uns nicht spalten.
Das alles können wir nur gemeinsam schaffen. Die Zeit zur politischen Organisierung ist jetzt und endet für uns nicht zum Wahltermin. Werde auch du Teil unseres Teams, für eine andere, bessere Welt.
Antifa
Antifa ist kein Verbrechen!
Antifaschistische Strukturen erledigen wichtige Recherche und Ermittlungsarbeit, welche die Sicherheitsbehörden seit Jahren verschläft. Doch es gibt keinen Dank oder Applaus dafür. Ob G20, Lina, kurdische Organisationen oder die ständige Kriminalisierung auf Demos – die Schickane nimmt kein Ende. Wir fordern die Entkriminalisierung von Antifaschist:innen und entsprechender Initiativen. Antifaschistische Arbeit muss endlich gewürdigt werden, dafür braucht es gesellschaftliche Unterstützung und Achtung.
Antifaschismus schützt Menschenleben!
Das mutige Eintreten für antifaschistische Grundwerte ist Aufgabe der ganzen Gesellschaft und sollte auch durch diese getragen werden. Wir fordern eine Antifaschismus-Klausel in der Thüringer Verfassung und die Abschaffung des Paragraph 129.
Mit Rechten wird nicht geredet!
In Talk Shows, Sommerinterviews, Podien und Bündnissen werden Vetreter:innen der AfD eingeladen und somit in ein bürgerliches Gewandt gekleidet. Die Normalisierung von Faschist:innen und Raisst:innen ist ein Schlag ins Gesicht aller Betroffenen von rechter und antisemitischer Gewalt.Es wird keine positive Veränderung geben, wenn man nur genug mit den Feinden der Freiheit redet. Wir fordern eine klare Abgrenzung von der AfD und sprechen uns gegen jede Zusammenarbeit mit dieser Partei und ihrem Umfeld aus. Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass diesen Ideologien nicht unkritisch eine Bühne geboten wird.
Antifaschismus in die Lehrpläne!
Antifaschistische Bildung braucht Raum in Thüringer Lehrplänen, die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus braucht eine bessere Aufarbeitung. An Schulen sollen Projekte zur Demokratieförderung und gegen Menschenfeindlichkeit stattfinden (z.B. im Rahmen von Gedenkstättenbesuchen, Zeitzeug:innengesprächen etc.). Einzug sollen auch Biographien von Widerstandskämpfer:innen erhalten.
Keine Kohle für Faschisten!
Wir fordern ein Ende der staatlichen Finanzierung von rechten und islamistischen Strukturen und Projekten und den Ausbau von Sensibilisierungssprogrammen.
Antira
Justice for all!
Regelmäßig gibt es Berichte über übergriffiges und unverhältnismäßiges Vorgehen der Polizei und anderen Sicherheitsbehörden. Rechte Chatgruppen werden aufgedeckt und unglaubwürdige Erklärungen von zu Tode gekommene Inhaftierten häufen sich. Deshalb fordern wir als ersten Schritt eine umfangreiche Studie zu Rassismus, Antisemitismus und Demokratiefeindlichkeit in der Thüringer Polizei, um Fehlverhalten aufzudecken und gezielte Veränderungen vorantreiben zu können.
Decolonize!
Leider gibt es immer noch Straßen und Plätze, welche nach Kolonialherren benannt sind, veraltete Schulbücher und unkritische Reproduktionen von rassistischen und antisemitischen Stereotypen im Alltag. Wir wollen eine Dekolonialisierung auf allen Ebenen, um dies nachhaltig umzusetzen bedarf es einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. In den Lehrplänen soll die kritische Beschäftigung mit rassistischen, antisemitischen und misogynen Verbrechen Deutschlands und jene mit deutscher Beteiligung verankert werden.
Never again!
Die Schreie nach einem Schlussstrich sind tönend und laut, dem können wir nicht zustimmen. Nur wer aus der Vergangenheit lernt, kann die Zukunft zum Guten verändern. Wir wollen antirassistische und Antisemitismuskritische Bildungsprojekte stärken, um einen wirksamen Grundstein für eine bessere Welt zu legen.
Kein Mensch ist illegal!
Thüringen sollte sicherer Hafen für Menschen in Not sein, niemand sollte Angst davor haben müssen mitten in der Nacht abgeschoben werden oder jahrelang in denElendslagern der EU-Außengrenzen festsitzen. Wir fordern, dass das Landesaufnahmeprogramm endlich durchgesetzt wird, um Menschen aus den Flüchtlingslagern in Griechenland, Bosnien und Co. zu evakuieren. Darüber hinaus wollen wir das Ende aller Abschiebungen.
Dezentrale Unterbringung jetzt!
Anders als in Großstädten wie Berlin, Frankfurt und München gibt es in Thüringen viel Leerstand. Dadurch haben wir die Möglichkeit zur dezentralen Unterbringung von Geflüchteten (und selbstverständlich auch von Obdachlosen) sicherzustellen. Die Unterbringung in Aufnahmeeinrichtungen muss sich grundlegend verbessern. Geflüchtete sollten schneller Zugang zu Wohnungen, Deutschkursen und Schulen erhalten.
Arbeit / Soziale Sicherung
20 Stunden Maximum – für den Boss keinen Finger krumm:
Arbeit und berufliche Entwicklung nimmt einen Großteil des alltäglichen Lebens ein. Dabei bleiben Familie, Freunde und die persönliche Freizeitgestaltung auf der Strecke. Gleichzeitig sind die Löhne oftmals so niedrig, dass eine Reduzierung der Arbeitszeit die Lebensqualität erheblich einschrenken würde. Daher fordern wir eine Arbeitszeitverkürzung auf 20h bei vollem Lohnausgleich.
Hartz IV ist Armut per Gesetz:
Der aktuelle Regelsatz lässt eine qualitative Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht zu. Das tägliche Abwägen von „was kann ich mir leisten, und auf was muss ich verzichten“ baut neben der Erwerbslosigkeit zusätzlichen Druck auf die Menschen auf und führt zu psysichen Erkrankungen. Daher fordern wir eine sofortige Anhebung der Regelsätze und die Abschaffung von Hartz IV. Über die Machbarkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens muss ausführlich diskutiert werden.
Wir sehen das bedingungslose Grundeinkommen lediglich als kapitalistische Lösung
eines Systemproblems. Eine gerechte und angemessene Versorgung von allen kann nur
durch die Überwindung des Kapitalismus erreicht werden.
Ein Land mit gleichen Einkommensniveau:
Das Lohn- und Rentenniveau zwischen den alten- und neuen Bundeländern ist selbst 32 Jahre nach der Wiedervereinigung spürbar. Daher fordern wir die Angleichung des Lohn- und Rentenniveaus von Ost- und Westdeutschland. Gleichermaßen soll sich das Land Thüringen im Bundesrat für die Anerkennung von Lebensleistungen in der Rente auch für westdeutsche Frauen, welche in der BRD oftmals nicht arbeiten durften, stark machen.
Azubis sind keine billigen Arbeitskräfte:
In vielen Betrieben übernehmen Auszubildende die Arbeitsleistung vonFacharbeiter:innen und gelten somit als günstige Arbeitskraft. Dennoch tragen auch Azubis durch ihr Wirken im Betrieb zur Produktivität und dem wirtschaftlichen Fortbestand bei. Diese Leistung muss mit einer angemessenen Ausbildungsvergütung honoriert werden, welche die Gründung eines eigenständigen Lebens ermöglicht.
Kinderbetreuung als Staatsaufgabe in den Fokus:
Auch in Thüringen müssen Eltern und Kinder teilweise Jahre auf einen Kindergartenplatz warten. Das bedeutet Verdienstausfall und somit schlechtere Lebensqualität für die ganze Familie. Daher fordern wir den Ausbau der Kinderbetreuung, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Grundsätzlich müssen Kindergärten und Schulhorte als Bildungseinrichtungen verstanden werden und kostenfrei sein.
Bildung
(Aus)Bildung darf keine Kostenfrage sein!
Noch zu häufig hängt die Bildungsmöglichkeiten vom eigenen Geldbeutel oder den der Eltern ab. Wir fordern die Abschaffung des Eigenanteils bei Finanzierungen in der Ausbildungslandschaft (kein Schulgeld für Ausbildungen). Anstatt es mit Landzeitstudiengebühren Studierenden schwerer zu machen ihr Studium abzuschließen, gehört dieser letzte Rest der Studiengebühren abgeschafft wie in den meisten anderen Bundesländern auch. BAföG ist für alle da. Es braucht eine zentrale Möglichkeit BAföG zu beantragen, ob für die Schule, Ausbildung oder das Studium. Die BAföG-Höhe sollte mind. bei 1050 € im Monat liegen – elternunabhängi und rückzahlungsfrei.
Schule ist mehr als nur Unterricht
Wir fordern die Stärkung und den Ausbau der schulbezogenen Jugendsozialarbeit.
Anstatt Lehrende allein zu lassen, wollen wir eine Zusammenarbeit von ihnen und Sozialarbeitenden in der Schule. Aber auch außerhalb des Unterrichts braucht es die Schaffung und Förderung von Projekten zum Beispiel gegen Mobbing, Ausgrenzung und Rassismus oder auch Gesundheitskurse an Schulen.
Hausaufgaben und Noten abschaffen!
Wir fordern ein Bildungssystem, welches an die Stelle des Leistungsdruckprinzips eine Leistungs- und Kompetenzförderung setzt und durch ganztägige, umfassend individuelle Förderung, um Zwang nutzbare Maßnahmen wie Pflichthausaufgaben oder gar die willkürliche Maßgabe Leistungen an Zahlen festzumachen obsolet zu machen.
Eine Demokratie braucht auch demokratische und sekulare (Hoch-)Schulen
Demokratie muss gelernt und erfahren werden! Wir fordern eine tatsächliche Demokratische Mitbestimmung, sei es bei Lehrplänen, durch Schüler*innenvertretungen oder in Selbstorganisation. Kirchen und andere Institutionen vonReligionsgemeinschaften haben in der Schule nichts verloren. Das Land Thüringen soll
sich im Bundesrat für eine Änderung des Grundgesetzes (Art. 7 Abs. 3 GG) zur Abschaffung des ordentlichen konfessionsbezogenen Religionsunterrichtes einsetzen.
Ethik soll als Pflichtfach eingeführt werden und der Religionsunterricht als Wahlpflichtfach abschafft werden. Wie schon bereits in der letzten Novelle des Thüringer Hochschulgesetz wollen wir auch in Zukunft die Parität und demokratischen Rechte für Studierende und Beschäftigte ausbauen.
Religionsgemeinschaften haben in der Schule nichts verloren. Der Religionsunterricht soll an staatlichen
Schulen als Wahlpflichtfach abgesetzt und durch einen verpflichtenden Philosophie-Unterricht, bei
dem die Beschäftigung mit Religions- und Ideologiekritik einen Schwerpunkt bildet,
ersetzt werden. Der Besuch eines spezifischen Religionsunterichtes sollte darüber
hinaus für alle Konfessionen als Wahlfach an staatlichen Schulen nach dem regulären
Untericht zusätzlich möglich sein. Wie bereits in der letzten Novelle des
Thüringer Hochschulgesetz wollen wir auch in Zukunft die Parität und demokratischen Rechte für Studierende und Beschäftigte ausbauen. Schulen und Universitäten sollen säkulare Freiräume sein, in denen jegliche religiöse Symbolik jenseits der Beschäftigung im Auftrag der Wissensvermittlung nichts verloren hat. Wir fordern ferner ein Neutralitätsgesetz,
nach Vorbild Berlins. Wie schon bereits in der letzten Novelle des Thüringer Hochschulgesetz wollen wir auch in Zukunft die Parität und demokratischen Rechte für Studierende und Beschäftigte ausbauen.
Bildung jenseits von Abschlüssen
Bildung darf nicht mit dem Abschluss aufhören und nicht von ihnen Abhängen. Wir fordern Weiterbildungsmöglichkeiten für alle – völlig egal über welchen Abschluss oder welche Vorkenntnisse eine Person verfügt.
Demokratie
Demokratie bedeutet für uns viel mehr, als nur alle paar Jahre ein Kreuz auf einen Zettel zu setzen. Unser Ziel ist es, demokratische Rechte und Mitbestimmung aller Menschen weiter auszubauen, unabhängig ihres Alters, ihrer Herkunft oder ihres sozialen Standes. Die radikale Demokratisierung jeglicher Bereiche der Gesellschaft ist Teil unseres Verständnisses eines modernen Sozialismus. Deshalb fordern wir:
Demokratie für alle! – Eine progressive Wahlrechtsreform
Alle Menschen, die von politischen Entscheidungen betroffen sind, sollten dabeimitentscheiden dürfen. Daher stehen wir für eine Absenkung des Wahlalters auf 0 Jahre (bei Registrierungspflicht von allen U16) und eine Ausweitung des Wahlrechts auf alle Bewohner:innen des jeweiligen Wahlgebietes unabhängig der Staatsbürger:innenschaft. Diese Forderungen erheben wir für alle Wahlen auf Kommunal- und Landesebene. Denn wahre Demokratie kann nur durch die Beteiligung aller Einwohner:innen erreicht werden!
Protest ist gelebte Demokratie – zivilen Ungehorsam entkriminalisieren!
Demokratie findet nicht nur in den Wahllokalen, Parlamenten oder Ministerien statt, sondern auch und entscheidend auf der Straße. Die Kriminalisierung von friedlichen Protestformen wie bspw. Sitzblockaden muss deshalb aufhören, denn Demokratie lebt von Streit und Protest jeglicher friedlichen Form.
Das Streikrecht ist für alle da! – ein universelles und politisches Streikrecht
Der Streik ist ein effektives Mittel, den eigenen Anliegen Gehör zu verschaffen.
Deshalb fordern wir ein unbeschränktes Streikrecht für Personengruppen, die bislang davon ausgeschlossen werden, wie bspw. Schüler:innen und Studierende. Auch müssen Streiks mit rein politischen Begründungen legalisiert werden.
Kinder an die Macht! – die verpflichtende Einrichtung von Kinder- & Jugendgremien mit Vetorecht und Zugang zu allen Ausschüssen
Stadt- und Gemeinderäte sowie Kreistage sind überaltert und haben daher oft nur wenig Bezug zur Lebensrealität junger Menschen, für die sie ja auch Politik machen (sollen). Dieser Umstand bedeutet häufig das Fehlen von wirksamen Mitbestimmungsmöglichkeiten für Kinder- und Jugendliche und stellt somit einen permanenten Bruch der UN-Kinderrechtskonvention dar. Deshalb müssen Kommunen und Landkreis dazu verpflichtet werden, Kinder- und Jugendgremien zu gründen, welche nicht nur als Feigenblatt die politische Beteiligung vortäuschen, sondern tatsächlich Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Ein Vetorecht gegen alle Kinder und Jugendliche betreffenden Entscheidungen und uneingeschränkter Zugang zu allen Ausschüssen des jeweiligen kommunalen Parlaments wäre dafür essenzielle Kompetenzen.
Bereits im Gründungsprozess dieser Gremien müssen Kinder und Jugendliche konsequent beteiligt werden, um ihre Perspektive aus erster Hand zu berücksichtigen. Die tatsächliche Ausgestaltung muss unbedingt entlang der Lebensrealität und Bedürfnisse der jungen Generation gestaltet werden.
Der gläserne Staat – eine Transparenzpflicht für alle Behörden und Vereinfachung der Bürger:innenbeteiligung auf allen Ebenen
Behörden stehen im Dienste der Bewohner:innen und nicht umgekehrt. Daher müssen sie zur absoluten Transparenz verpflichtet werden. Ihre Arbeit muss durch alle Einwohner:innen niedrigschwellig und kostenfrei überwachbar, Informationen, die nicht unter das Persönlichkeitsrechr fallen, problemlos einsehbar sein. Um die Behörden zudemokratisieren und die Einwohner:innen wirksam zu beteiligen, muss die Bürger:innenbeteiligung auf allen politischen Ebenen so verpflichtend ausgebaut werden, dass sie niedrigschwellig möglich ist.
Digitalisierung
Public Money? Public Code!
Wir fordern die Langfristige finanzielle Unterstützung von Freier Software! Oftmals scheitert der Versuch datenschutzfreundliche Umsetzung der digitalen Infrastruktur an der mangelnden Finanzierung der freien Alternativen. Wir brauchen eine langfristige Unterstützung von freier Software in Thüringen. Öffentliche Aufträge sollten möglichst immer auf freier Software basieren. Die Verwaltung darf nicht in Abhängigkeit der Konzerne fallen. Die Kompetenz muss vor Ort ausgebaut werden, anstatt sie teuer anzumieten. Langfristig wird dies nicht nur die datenschutzfreundlichere Software, sondern auch die finanziell günstigere Alternative sein, mit der Möglichkeit lokale Unternehmen anstatt der üblichen Großunternehmen zu unterstützen.
Öffentlicher Ausbau der Internetinfrastruktur:
Der Privatwirtschaftliche Internetausbau ist gescheitert. Auf dem Land können wir uns derzeit glücklich schätzen, überhaupt Empfang oder gar eine DSL-Anbindung zu haben, aber auch in der Stadt liegen die Preise über und der Service unter dem internationalen Vergleich. Dabei ist Zugang zum Internet zentral für das Leben im 21. Jahrhundert. Wir brauchen öffentliche Träger für den Internetausbau und -betrieb, anstatt weiter Milliarden in Telekom und Co. anzustecken und die Kommunen mit dem Ausbau allein zu lassen. In diesem Zusammenhang fordern wir die Überführung der
bestehenden Netzinfrastruktur in öffentliche und kommunale Hand. Im Zweifel mithilfe von Enteignung und Vergesellschaftung.
Dezentralisierung der Internetstruktur:
Die Server sind die Produktionsmittel des Informationszeitalters. Die großen Server- und Cloud-Anbieter (wie Amazon, Google und Microsoft) haben defacto eine dermaßen große Marktmacht aufgebaut, dass selbst wenn ein Service nicht von ihnen angeboten wird, er doch meist auf ihrer Infrastruktur läuft. Die damit einhergehende Macht nutzen sie konsequent aus und muss gebrochen werden.
Keine Hintertüren:
Die Hard- und Software müssen sicher bleiben! Wenn ein Geheimdienst über Sicherheitslücken auf Daten zugreifen kann, können es schnell auch andere. Anstatt den Heuhaufen auf der Suche nach der Nadel immer größer zu machen, braucht es gut finanzierte Stellen zur Schließung und nicht zur Förderung von Sicherheitslücken.
Keine Hintertüren für den Verfassungsschutz und Co!
Digitalisierung auch sozial denken:
Die Digitalisierung mach die ohnehin gravierenden Chancenungleichheiten umso größer. Die Schulen müssen schnellstmöglich digitalisiert werden und die Lehrenden für die pädagogischen Möglichkeiten fortgebildet werden. Schüler:innen muss Geld für digitale Endgeräte gewährleistet werden.
Feminismus
Noch immer werden Frauen in unserer Gesellschaft strukturell benachteiligt. Dies äußert sich nicht nur finanziell in ungleicher Bezahlung oder der Unterrepräsentation auf Vorstandsebenen. Nach wie vor werden auch Leistungen in der Kindererziehung und Haushaltsorganisation nicht anerkannt und entsprechend entlohnt geschweige denn bei der Rentenberechnung berücksichtigt. Patriarchale Verhältnisse sind allgegenwärtig.
Sei es sexualisierte oder körperliche Gewalt, Catcalling, die Bevorzugung männlicher Bewerber, die Objektifizierung und Sexualisierung in den Medien, frauenfeindliche Sprüche oder Mansplaining. All das gehört leider immer noch zum Alltag jeder Frau.
Daher fordern wir:
Kostenfreier Zugang zu Menstruationsprodukten und Verhütungsmitteln:
Zu Menstruieren ist weder Luxus noch eine bewusste Entscheidung. Dennoch müssen Frauen die hohen Kosten notwendiger Hygieneprodukte selbst tragen. Dies empfinden wir als ungerecht. Gesundheit und Hygiene dürfen nicht vom Geldbeutel abhängig sein. Auch der Schutz vor sexuell-übertragbaren Krankheiten und ungewollter Schwangerschaft muss unabhängig des Einkommens für alle Menschen möglich sein. Daher sehen wir den Zugang zu Hygieneprodukten, sowie Verhütungsmitteln als öffentliche Daseinsvorsorge und somit staatliche Aufgabe. Menstruationsprodukte und Verhütungsmittel sollen deshalb kostenfrei vom Freistaat zur Verfügung gestellt werden.
Sexismus bekämpfen:
Bereits in der Schule, aber auch außerhalb sollten Programme angeboten werden, in denen sexistische Vorurteile und Verhaltensweisen pädagogisch aufgearbeitet und reflektiert, sowie Stereotype überwunden werden. Hierbei soll auch das Wahrnehmen von Grenzen und Einvernehmlichkeit vermittelt werden. Unser Ziel muss es sein, sexistisches Verhalten, egal ob frauenfeindliche Sprüche oder Übergriffigkeiten, zu ächten und Machtstrukturen aufzubrechen.
Repräsentation:
Obwohl Frauen ca. 50% der Gesamtgesellschaft ausmachen, ist die Welt durch die Gesellschaft männlich geprägt. Entscheidungsebenen in Betrieben, Parlamente, Parteien, überall sind Männer überrepräsentiert. Demnach finden ihre Lebensrealitäten und Interessen mehr Berücksichtigung, als die von Frauen. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es ein in der Verfassung verankertes Paritätsgesetz, welches den gesellschaftlichen Verhältnissen gerecht wird.
Konsequent gegen Gewalt an Frauen:
Diese Gewalt muss zuallererst als solche erkannt und benannt werden. Morde an Frauen dürfen nicht mehr als Beziehungs-Dramaverharmlost werden. Femizide müssen endlich als solche bezeichnet und statistisch erfasst werden. Es bedarf mehr Beratungsstellen und spezialisierte TherapeutInnen, welche den betroffenen Frauen beistehen. Dazu gehört auch die finanzielle Ausgestaltung der Anlaufstellen, sowie die Verfügbarkeit von Frauenschutzräumen, welche im notwendigen Umfang eingerichtet und mit ausreichend Personal besetzt werden müssen. Zusätzlich sind Anlaufstellen für Männer, welche Gewalt erlebt haben, wichtig und benötigen ein Sprachrohr gegen die Tabuisierung in der Gesellschaft.
Freier problematisieren – Prostituierte entkriminalisieren:
Der übergroße Teil der Menschen in der Prostitution sind Frauen. Gleichzeitig sind es fast nur Männer, die diese sexuellen Leistungen in Anspruch nehmen. Kurz gesagt:
Männer kaufen Frauen für Sex. Wie patriarchal das System Prostitution ist, lässt sich an diesen Machtverhältnissen leicht ablesen. Wir möchten eine Gesellschaft erreichen, in der sexueller Umgang, beidseitige Lust bedeutet und in der sich Männer Konsens nicht erkaufen können. Denn am Ende bestimmt immer der Freier, wofür er zahlt. Dies ist das Gegenteil von sexueller Selbstbestimmung der Frau, die wir uns wünschen und deshalb zu kritisieren. Freier, welche sich den Zugang zu einem Körper erkaufen und dabei oftmals die prekären Lebenssituationen der Prostituierten ausnutzen, sind zu problematisieren und nicht weiter zu normalisieren. Prostituierte hingegen sollten keine Repressionen mehr erfahren und vollends entkriminalisiert werden. Darüber hinaus bedarf es Beratungsstellen für Prostituierte, die über Gesetze aufklären, bei Ausstiegswünschen unterstützen und Trauma sensibel begleiten.
Freiräume und Kultur
Kultur für alle:
Wir wollen einen kostenlosen Zugang zu Bildungs- und Kultureinrichtungen (Museen, Theater, etc.) für alle – vor allem für Auszubildende, sowie für Studierende und Schüler:innen. Wir wollen, dass Kultur von allen mitgestaltet werden kann, um eine umfassende Bildung zu ermöglichen. Dazu gehören Theaterkurse, Musikschulen, Kunstvereine, Sportvereine und weitere Angebote. Diese Bereiche müssen finanziell besser ausgestattet werden, um so die Hürden durch hohe Teilnahmebeiträge herabzusenken.
Kultur ist systemrelevant:
Wir fordern die nachhaltige und unbürokratische Absicherung von Künstler:innen und Kulturschaffenden, z.B. durch einen Fond!
Kultur braucht Räume:
Wir wollen den Ausbau von alternativen und selbstverwalteten Jugendzentren fördern (vor allem im ländlichen Raum), um so die Möglichkeit eines Rückzugsortes und Platzes für freie Entfaltung aller zu schaffen. Auch Hausprojekte sollen geschützt und unterstützt werden, als wichtiger Baustein der politischen Kultur.
Kultureller Austausch soll vorangetrieben werden:
Dies kann zum Beispiel durch Delegationsreisen in Partner:innenstädte geschehen, deren Finanzierung durch das Land sichergestellt wird.
Kultur bedeutet Vielfalt:
Wir wollen, dass eine vielfältige Kulturlandschaft gefördert wird. Dazu gehören neben Theatern und Museen zum Beispiel auch Clubs und kleine Programmkinos.
Gesundheit / Drogen
Gesundheit ist ein unverhandelbares Menschenrecht und eignet sich daher nicht als Ware, mit der Konzerne Gewinne erwirtschaften und spekulieren dürfen! Daher setzen wir uns für eine Re-Vergesellschaftung großer Teil des Gesundheitssystems, deutlich verbesserte Bedingungen für Pflegeberufe und ein Ende der Zwei-Klassen-Medizin ein.
Eine wirksame und moderne Gesundheitspolitik bedeutet für uns nicht nur die Ermöglichung eines gesunden Lebens und bestmöglicher Behandlung für alle Menschen, sondern auch ein entstigmatisierender Umgang mit psychischen Erkrankungen und eine Drogenpolitik, die endlich im 21. Jahrhundert ankommt.
Gesundheit ist keine Ware – Zwei-Klassen-Medizin abschaffen!
Wir wollen ein Ende der Zwei-Klassen-Medizin und somit auch der gewinnorientierten Gesundheitspolitik. Das bedeutet: Das private Kassensystem muss abgeschafft werden, alle Einwohner:innen müssen bei staatlichen Krankenkassen versichert sein.
Krankenhäuser und Polikliniken müssen zurück in die öffentliche Hand überführt, das Fallpauschalensystem abgeschafft werden. Notwendige Medikamente dürfen nicht mehr nur auf Selbstzahler:innenbasis verfügbar sein, sondern müssen durch die Krankenkassen umfassend finanziert werden. Der allgemeine Pflegeschlüssel muss verbessert werden, um das Leben der Pflegenden und Gepflegten beidseitig spürbar zu verbessern.
Medizin statt Hokuspokus – Krankenkassen stärker in die Pflicht nehmen!
Wir fordern den sofortigen Stopp der Finanzierung von homöopathischen Pseudotherapien durch die Krankenkassen. Stattdessen stehen wir für die verpflichtende Übernahme der Kosten für Zahnersatz, Sehhilfen und weitere notwendige Hilfsmittel und Therapiennichtevidenzbasierten, sog. alternativmedizinischen, Pseudotherapien durch die
Krankenkassen (u. A. Homöopathie, Anthroposophie, Chiropraktik) in allen Bereichen der Gesellschaft. Weiterhin sollten die Krankenkassen endlich die Finanzierung notwendiger und vor allem wirksamer Hilfsmittel wie beispielsweise Zahnersatz und Seehilfen vollständig übernehmen.
Pflegeberufe müssen attraktiver werden!
Wir fordern Anreizprogramme für Pflegeberufe [Berufe im Bereich der Pflege und des Rettungsdienstes], die diese Bezeichnung auch verdienen. Dafür ist vor allem anderen eine deutlich gerechtere Entlohnung dieser Berufe (nach einem bundesweiten Tarifvertrag) notwendig. Außerdem müssen die Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal deutlich verbessert werden. Dazu gehört unter anderem ein besserer Betreuungsschlüssel sowie zugesicherte und unverhandelbare Maximalarbeitszeiten, welche auch in gesamtgesellschaftlichen Krisen nicht ohne das Einverständnis der Arbeitenden beliebig verändert werden können. Dies gilt auch für Berufe des Rettungsdienstes. Die Entlohnung des geringer qualifizierten Personals muss ebenfalls verbessert werden.
Are you crazy? – Psychische Erkrankungen entstigmatisieren!
Psychische Erkrankungen müssen umfassend anerkannt, Therapiemöglichkeiten und Beratungsstellen engmaschig ausgebaut und verlässlich finanziert werden. Die Erforschung dieser Krankheiten muss vorangetrieben werden. Wir fordern eine Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und eine stärkere Sensibilisierung zum Thema Mental Health in allen gesellschaftlichen Bereichen, besonders aber in Behörden sowie in Gesundheits- und Bildungsberufen. Diese Forderung schließt ein Ende der Konsequenzen für psychisch erkrankte Arbeitnehmer:innen und Beamt:innen ein, denn eine Erkrankung darf nicht zu Repressionen führen!
Prävention statt Repression – für eine moderne Drogenpolitik!
Wir fordern den Ausbau der langfristigen und verlässlichen Finanzierung von analogen und digitalen Aufklärungsangeboten zum Drogenkonsum und von Suchtberatungsstellen.
Darüber hinaus fordern wir die Entkriminalisierung von Konsument:innen. Weiche Drogen müssen legalisiert werden.
Mobilität
Mobilität darf keine Frage des Einkommens sein:
Im ländlichen Raum sind junge Menschen ohne eigenes Auto aufgeschmissen und in den Städten verstärkt sich die soziale Segregation durch teure Tickets für Bus und Bahn. Wir wollen ein kostenfreies Jahresticket für alle unter 35-Jährigen die sich an Schulen, Hochschulen oder in sonstigen Aus- und Fortbildungen befinden. Mit diesem Jahresticket können junge Menschen in ganz Thüringen viel einfacher und selbstbestimmter am öffentlichen Leben teilnehmen und ihren Bildungsweg unabhängig von der Kostenfrage der Mobilität planen.
Thüringenweit ein Verbund:
Die Kleinstaaterei in der Thüringer Verkehrspolitik und der damit verbundene Bürokratiewahnsinn müssen ein Ende haben. Wir fordern einen einheitlichen Thüringer Verkehrsverbund, in dem man mit einem 365€-Ticket im Jahr den gesamten ÖPNV nutzen kann. Dieser Verkehrsverbund soll auch mit dem MDV und allen weiteren Nachbarverkehrsverbünden an den Landesgrenzen die jeweiligen Nahverkehrstickets gegenseitig anerkennen.
Individualverkehr reduzieren, OPNV ausbauen:
Wir wollen eine sozial-ökologische Verkehrswende und eine Eindämmung des Individualverkehrs. Doch ohne Auto geht im ländlichen Raum fast nichts. Daher muss der ÖPNV vor allem im ländlichen Raum weiter ausgebaut werden, damit er dann zur Verfügung steht, wenn wir ihn wirklich brauchen. Stillgelegte Zugstrecken sollen wiederbelebt und vorhandene elektrifiziert werden. Vorhandene Busfahrpläne sollen ausgeweitet werden. Mit einer zusätzlichen höheren Taktung in den Fahrplänen können wir so eine echte Mobilitätsalternative aufbauen.
Sichere Wege für Radfahrer:innen und Fussgänger:innen:
Die Straßen gehören uns allen und nicht nur denjenigen, die sich immer größere Autos leisten können. Wir wollen fahrradfreundliche Städte und Kommunen. Fahrrad- und Fußverkehr braucht wesentlich mehr Platz gegenüber den Autos. Das gilt sowohl in Innenstädten, als auch an größeren Straßen im ländlichen Raum. Wer sich dazu entscheidet mit dem Fahrrad zu fahren, sollte keine Angst um sein Leben haben.
Fracht- und Güterverkehr auf die Schienen:
Der LKW-Verkehr ist eines der größten Produzenten von Treibhausgasemissionen in Thüringen. Deshalb fordern wir eine deutliche Reduzierung des Fracht- und Güterverkehrs durch LKWs. Güter müssen von der Straße auf der Schiene wechseln, um weitere Versieglungen durch den Straßenbau zu verhindern, die Luft von Schadstoffen zu befreien und Lärm zu vermeiden. Wir brauchen einen Fracht- und Güterverkehr, bei dem nur noch die sogenannte letzte Meile von einem LKW bedient wird. Gewerbegebiete sollten nicht ausschließlich nach ihrer Anbindung an Autobahnen geplant werden. Die Wiederbelebung von Schienenzugängen zu Betrieben muss gefördert werden.
Polizei und Sicherheitsapparat
Verfassungsschutz abschaffen:
2021 jährt sich die Selbtenttarnung des rechtsterroristischen NSU zum zehnten Mal. An den 10 Morden und drei Sprengstoffanschlägen trägt Verfassungsschutz eine nicht unwesentliche Mitschuld. Insbesondere das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz leistete sich mit seinem ehemaligen Präsidenten Helmut Roewer mehr als nur einen Fehler. Diese Institution ist und bleibt ein strukturelles Problem. Der Verfassungsschutz schützt nicht Verfassung, sondern ein Demokratieverständnis, dass nur den Kapitalismus als Wirtschaftsform kennt und sich auf die fatale Extremismustheorie stützt. Mit dem Grundgesetz und der Thüringer Verfassung hat das wenig zu tun. Wir wollen daher den Verfassungsschutz in seiner jetzigen Form als Inlandsgeheimdienst auflösen und stattdessen eine zivile Beobachtungsbehörde gegen Demokratie- und Menschenfeindlichkeit einrichten, die vor allem Forschung betreibt und anderen Behörden zuarbeiten kann.
Für eine unabhängige Polizeibeschwerdestelle:
Immer wieder werden Bürger:innen Opfer von unrechtmäßiger Polizeigewalt und fühlen sich danach im Stich gelassen, da eine Strafverfolgung gegen Polizeibeamt:innen meist erfolglos bleibt und Betroffene stets mit einer Gegenanzeige rechnen müssen. Die bereits geschaffene Vertrauensstelle bei der Polizei Thüringen, welche dem Innenministerium unterstellt ist, war ein Schritt in die richtige Richtung. Mit geringen Kompetenzen und wenig Personal bleibt sie jedoch ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir wollen stattdessen eine Polizeibeschwerdestelle mit hinreichenden Ermittlungsbefugnissen schaffen, zum Schutz vor unverhältnismäßigen, gewalttätigen, rassistischen, etc. Polizeieinsätzen. Diese Beschwerdestelle soll unabhängig von Polizei und Staatsanwaltschaft arbeiten.
Rechte Netzwerke erkennen und zerschlagen:
Rechtsterroristische Netzwerke, wie Nordkreuz, haben in den vergangenen Jahren bei Polizei und Bundeswehr Munition und Waffen entwedet, um sich auf einen Tag X vorzubereiten, an dem sie gegen Linke und Migrant:innnen vorgehen wollen. Auch Teile des Thüringer SEK haben Munition entwedet. Diese Gefahr darf nicht länger heruntergespielt werden. Wir wollen die lückenlose Aufklärung von rechten Netzwerken und Verbindungen in den Sicherheitsbehörden, durch Einberufung eines neuen Untersuchungsausschusses. Rechtsradikale und demokratiefeindliche Beamt:innen müssen sofort entlassen werden.
Gefahrengebiete abschaffen:
Unter dem Deckmantel einer scheinbar sauberen und sicheren Stadt, werden diverse Plätze und Straßen in Thüringer Städten als sogenannte Gefahrengebiete gebrandmarkt.
Damit räumt sich die Polizei selbst größere Befugnisse an diesen Orten. Dies führt nicht selten zu unverhältnismäßigen Kontrollen, die offt willkürlich sind und nicht selten auch rassistisch und klassistisch motiviert sind. Hinzu kommt die immer wiederkehrende Forderung nach mehr Videoüberwachung, welche wir ablehnen. Wir wollen das Ende dieser Praxis, bei der Orte als Gefahrengebiet eingestuft werden und so unverhältnismäßige Kontrollen abschaffen.
Kennzeichnungspflicht für alle Polizist:innen:
Wir fordern, dass Richtlinien der Thüringer Polizei von allen in Thüringen eingesetzten Polizeibeamt:innen eingehalten werden müssen. Dies betrifft vor allem Polizisten bei Großeinsatzlagen, wie Demonstrationen oder Fußballspielen. Die Einführung der Kennzeichnungspflicht für Polizist:innen war ein notwendiger Schritt. Daher sollte sie auch für alle gelten.
Umwelt und Klima
Green New Deal:
Wir fordern einen Sozial-Ökologischen Gesellschaftsvertrag für Thüringen, der folgende Grundsätze enthält: Wir wollen nicht länger akzeptieren, dass wenige Konzerne/Reiche von den Schätzen der Natur profitieren, während die Mehrheit der Gesellschaft mit den Folgen des Umweltzerstörerischen Handelns leben muss. Wir lehnen jede Privatisierung von Ressourcen wie Luft, Boden und Wasser ab und wollen, dass die zu gewinnende Rohstoffe der Allgemeinheit gehören. Diejenigen die den größten Teil der Klimakatastrophe herbeigeführt haben, müssen den größten Beitrag leisten, um sie abzuwenden. Wir wollen deshalb Subventionen für Umwelt- und Klimaschädliche Wirtschaft abbauen und gleichzeitig die Konversion zu ökologischer Produktion bezuschussen.
Energiewende vorantreiben:
Wir fordern, dass die Energieerzeugung in Thüringen regional und dezentral organisiert wird. Die Energieerzeugung muss künftig aus 100 % erneuerbare Energiequellen stammen. Wir fordern darüber hinaus bürgernahe Energieförderung. Zu diesem Zweck sind kommunale und genossenschaftliche Strukturen, um die regionale Wertschöpfung zu stärken und die Macht der Energiekonzerne zu brechen. Wir werden uns auch zukünftig dafür einsetzen, dass alle Menschen in Thüringen Zugang zu Energie haben, denn die Versorgung mit Strom und Wasser ist Daseinsvorsorge. Strom- und Heizungsabschaltungen müssen der Vergangenheit angehören. Wir kämpfen für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Damit verbunden kämpfen wir gegen ein Atommüllendlager in Thüringen. Wer von den Gewinnen der Atomenergie profitiert hat, muss auch für deren Entsorgung aufkommen. Über 97 Prozent des deutschen Atomstroms wurden im Westen produziert und damit auch dort die Milliarden Gewinne verdient.
Kernfusion fördern:
Wir sehen die Kernfusion zur Energieerzeugung als zukunftsweisende Technologie und
fordern den Freistaat Thüringen dazu auf, zu ihrer Förderung beizutragen.
Müll vermeiden:
Der ökologische Fußabdruck des Menschen hat mit der Plastikinsel im Pazifik ein neues Gesicht bekommen. Auch in unseren Böden finden wir längst Plastikrückstände und in unseren Körpern können diese nachgewiesen werden. Wir setzen uns daher für eine ökologische Abfallwirtschaft ein, die Ressourcen schützt und eine konsequente Kreislaufwirtschaft mit mehr Recyclingpotenzial schafft. Wir setzen uns für längere verpflichtende Nutzungszeiten für technische Geräte und für deren Reparierbarkeit ein.
Landwirtschaft neu gestalten:
Mit den Folgen des Klimawandels hat die Landwirtschaft stark zu kämpfen. Durch die Dürrejahre haben Landwirt:innen mit Ernteausfällen zu kämpfen. Wir setzen daher auf eine am Gemeinwohl orientierte, sozial gerechte, ökologische und nachhaltige Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt regionaler Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung. Um die Thüringer Landwirtschaft besser vor dem Druck der Handelsketten zu schützen und die Umwelt zu schonen fordern wir, dass die Direktvermarktung unterstützt wird. Damit erhalten Thüringerinnen und Thüringer einen leichteren Zugang zu gesunden, regional und ökologisch produzierten Lebensmitteln. Wir fordern, dass kommunale Einrichtungen und Landeseinrichtungen in ihren Küchen und Kantinen dauerhaft mit regionalen Lebensmitteln arbeiten. Neben Wasser und Saatgut ist der Boden die zentrale Produktionsgrundlage der Landwirtschaft. Da verfügbarer Boden aber immer knapper wird, gerät landwirtschaftlicher Boden immer stärker in den Blick spekulativer Finanzströme. Wir wollen aber auch den weiteren Ausverkauf von forstwirtschaftlichen Flächen verhindern und deshalb das bereits geschaffene forstwirtschaftliche Vorkaufsrecht mit einem Leitbild untersetzen und das landwirtschaftliche Vorkaufsrecht stärken. Die Steigerung von Boden- und Pachtpreisen muss begrenzt werden und Bodenspekulation grundsätzlich verhindern werden. Wir wollen Zugang zu Grund und Boden denjenigen ermöglichen, die ihn nach sozial-ökologischen Leitlinien bearbeiten.
Tierschutz ist Klimaschutz!
Wir fordern ein Verbot von Massentierhaltung und die damit einhergehende Ausbeutung von Tieren. Thüringen muss Vorreiter bei der Produktion von veganen Produkten werden.
Die Landwirtschaft muss in diesem Sinne gefördert werden.
Wirtschaft
Für einen sozial-ökologischen Umbau der Thüringer Industrie.
Auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen, kann es kein unendliches Wachstum geben.
Deshalb brauchen wir vor allem in der Industrie ein radikales Umdenken. Um keine Arbeitsplatzvernichtung zu betreiben, braucht es eine kluge Konversionspolitik, die neue gut bezahlte Arbeitsplätze in möglichst klimaneutraler Produktion ermöglicht.
Diese Transformation kann nur demokratisch gelingen. Gemeinsam müssen wir entscheiden, wie und was in Zukunft produziert werden soll. Der Kapitalismus und seine zerstörerische Marktlogik liefern für die gravierenden Probleme unserer Zeit keine Lösungen. Ihn zu überwinden, bleibt unser Ziel.
Für eine sozialistische Wirtschaftspolitik:
Kern unserer Politik ist es, die Idee des Gemeineigentums in die Praxis umzusetzen.
Dafür sollten vor allem Schlüsselindustrien und große Betriebe vergesellschaftet werden und in Genossenschaften mit staatlicher Beteiligung umgewandelt werden.
Gleichzeitig wollen wir eine echte Demokratisierung der Betriebe. Dies könnte auch dadurch garantiert werden, indem bestimmte Anteile an neuen öffentlichen Betrieben von den Beschäftigten selbst gehalten werden.
Soziale und sichere Beschäftigungsverhältnisse voranstellen:
Unternehmen, die neue Standorte in Thüringen schaffen und dafür staatliche Förderungen erhalten, sollten dazu verpflichtet werden eine Garantie für den Standort und die Beschäftigten abzugeben. Bei Standortschließungen und Massenentlassungen sollten entsprechende Förderungen zurückgezahlt werden.In der Zukunft werden einige Regionen, wie das Altenburger Land oder der Wartburgkreis, weiterhin von einem massiven Strukturwandel betroffen sein. Dieser muss sozial gestaltet werden und eine Nachfolgeindustrie organisiert werden, die gute Perspektiven und einen Beitrag für einen ökologischen Wandel leistet. Ein neues Verteilzentrum von Amazon mit schlecht bezahlten Jobs kann keine nachhaltige und gute Lösung sein.
Für einen Aufbruch Ost:
Thüringen hat durch die Wende vor 30 Jahren einen radikalen ökonomischen Wandel erlebt, dessen Folgen noch bis heute spürbar sind. Der Ausverkauf des Ostens durch die Treuhandanstalt lässt sich heute nicht mehr rückgängig machen. Umso wichtiger ist es, dass die Fehler und Skandale der Vergangenheit aufgearbeitet werden und Thüringen sich auf Bundesebene für eine Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West stark macht. Gleichzeitig braucht es aber auch innerhalb der Schulen und anderen Teilen der Gesellschaft in Thüringen eine breite und kritische Auseinandersetzung mit den politischen Entscheidungen in der Nachwendezeit.
Dezentralisierung:
Eine sozialere und nachhaltigere Wirtschaft entsteht nicht von heute auf morgen und lebt vor allem durch Menschen, die neues wagen und schon jetzt Alternativen ausprobieren. Wir setzen uns dafür ein, dass Thüringen genossenschaftliche Unternehmensstrukturen und lokale Wirtschaftskreisläufe fördert. So werden Wirtschaftsprozesse demokratischer und die Logistik auf Grund kürzerer Wege effizienter und ökologischer.
Wohnen und Mieten
Wohnraum ist für uns ein Grundrecht und keine Ware. In Thüringen gibt es der einen Seite in den großen Städten dringenden Bedarf für geringere Mieten und mehr Wohnraum zu sorgen und auf der anderen Seite in den Kleinstädten und Dörfern Leerstand zu bekämpfen. Diese beiden Situationen erfordern unterschiedliche Maßnahmen:
Ein Recht auf Wohnen muss in der Thüringer Verfassung verankert werden:
Obdachlosigkeit darf keine normale Begleiterscheinung in unserer Gesellschaft sein.
Betroffenen muss daher unbedingt zu einer Wohnung verholfen werden.
Mietenwahnsinn stoppen:
Der Mietendeckel in Berlin hat gezeigt, wie man effektiv enorme Senkungen der Mietkosten herbeiführen kann. Seit 2020 haben viele Mieter:innen in Berlin von niedrigeren Mieten profitiert. Auch wenn das Bundesverfassungsgericht auf Grund der Zuständigkeit des Bundes den Berliner Mietendeckel für nichtig erklärt hat, darf dieses Erfolgsmodell nicht verloren gehen. Thüringen muss sich im Bundesrat dafür einsetzen, dass ein Mietendeckel auch ins Bundesrecht übersetzt wird.
Auch neuer Wohnraum muss bezahlbar sein:
Die letzten Jahrzehnte neoliberaler Politik haben gezeigt: Der Markt regelt nichts, er verschlimmert die Situation, so auch auf dem Wohnungsmarkt. Darum sollte der Freistaat Thüringen ein eigenes Wohnungsbauprogramm beginnen, um genug guten und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Bei neu entstehenden Wohnungen muss unbedingt ein Verbot der Privatisierung festgelegt werden. Öffentliches Eigentum gilt es zu sichern.
Deutsche Wohnen, Vonovia und Co. enteignen:
Große Immobilienkonzerne, wie bspw. Vonovia, treiben die Preise in die Höhe, verdrängen lange ansässige Mieter:innen und lassen lieber Wohnungen jahrelang zur Spekulation leer stehen bis sie mehr wert sind – trotz vorhandener Nachfrage. Dem muss ein Riegel vorgeschoben werden. Das geht am effektivsten durch die Vergesellschaftung dieser Konzerne und die Überführung der Immobilien in Landes- oder Kommunaleigentum oder genossenschaftliche Selbstverwaltung durch die Bewohner:innen. Wohnraum darf nicht länger eine Ware sein. Um die vergesellschafteten
Immobilien zu schützen, fordern wie ein allgemeines Verbot der Privatisierung von
öffentlichem oder kommunalem Wohnraum.
Leerstand und Spekulationsgeschäfte bekämpfen:
In vielen Teilen Thüringens sind nicht zu hohe Mieten das Problem, sondern teilweise jahrzehntelanger Leerstand in den Kleinstädten und Dörfern. Oftmals verfallen Häuser bis niemand mehr darin wohnen kann oder bis sie irgendein Investor sie teuer sanieren lässt, um sie später weiter zu verkaufen. Wir fordern eine konsequente Bekämpfung von Leerstand in Zusammenarbeit mit den Kommunen und allen möglichen Mitteln von der Enteignung bis zur Schaffung der Möglichkeit von „legalen“ Hausbesetzungen nach Vorbild der ehemaligen Gesetzeslage in den Niederlanden.