Gegen die Schuldenbremse, für ein gutes Leben
Antragstellerin: Ortsgruppe Jena
Antragstext:
Die Schuldenbremse als Ausdruck und Durchsetzung neoliberaler Sparpolitik sorgt dafür, dass nicht genug Geld für ausreichend Klimaschutz, soziale Absicherung, Armutsbekämpfung, Wohnraum, gute Bildung, Gesundheitsversorgung und vieles mehr zur Verfügung steht.
Dabei halten selbst arbeitgebernahe Ökonom:innen die aktuellen Sparmaßnahmen für überzogen, denn in Deutschland gibt es einen massiven Investitionsstau und im OECD-Vergleich eine unterdurchschnittliche Investitionsrate. Wir sollten die Sorge um den „Wirtschaftsstandort Deutschland“ allerdings nicht wegen sinkender Unternehmensgewinne teilen, sondern weil in einer schwächelnden Wirtschat viele Menschen ihreArbeit verlieren, Arme sowie Armutsbedrohte unter aktuellen Bedingungen sozial und finanziell noch weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und sich die Lebensqualität fast aller in der Gesellschaft verringert.
Diese soziale Unsicherheit durch reale Abstiegserfahrungen und Abstiegsängste nutzen
rechtspopulistische Parteien aus, um Wähler:innen für ihre menschenverachtende Politik zu gewinnen, allen voran die AfD. Als Linke müssen wir uns dafür einsetzen, diese Sorgen in breiten sozialen Kämpfen zu bündeln, mit dem Ziel ein gerechteres Wirtschaften zu ermöglichen. Ein Schritt in diese Richtung ist, den finanziellen Handlungsspielraum der Kommunen, Länder und des Bundes nicht unnötig durch Konstrukte wie die Schuldenbremse einzuschränken.
Die Linksjugend [’solid] Thüringen spricht sich daher unverändert gegen jede Schuldenbremse aus.
Wir fordern, dass sich die Landesregierung im Angesicht der aktuellen sozialen Krise und der Klimakrise für Folgendes einsetzt: das Einrichten von Sondervermögen wie in Nordrhein-Westfalen und weiteren Bundesländern, um trotz Schuldenbremse ausreichende Ausgaben und Investitionen zu ermöglichen; das Aussetzen der Schuldenbremse auf Bundesebene (gemäß Artikel 109 und 115 des Grundgesetzes) auf unbestimmte Zeit; das Aussetzen der Schuldenbegrenzung in Thüringen (gemäß §18 der Thüringer Landeshaushaltsordnung) auf unbestimmte Zeit.
Wir fordern die Delegierten des Landesparteitags auf, einen entsprechenden Antrag einzureichen.
Begründung:
Kindergrundsicherung, Klimaschutz, Schienennetz, Wohnungen; für all das und viel mehr ist angeblich nicht genug Geld vorhanden. Das ist allerdings kein wirtschaftlicher Sachzwang, sondern das Resultat der Schuldenbremse. So soll die übermäßige Schuldenaufnahme gegenüber der Wirtschaftsleistung begrenzt werden.
Diese neoliberale Propaganda durchdringt große Teile des politischen Spektrums. In der Regierung verteidigen die meisten Minister:innen die Sparpläne oder protestieren nur kurz. Auch Progressive geben bei ihren Forderungen oft an, welche Ausgaben man im Gegenzug streichen könnte, um nicht zu viele Schulden aufzunehmen. Auch wenn diese Ausgaben schlecht sind, bedient das doch neoliberale Narrative, was progressive,
linke Politik auf lange Sicht nur erschwert.
Sogar arbeitgebernahe Ökonom:innen halten Lindners Sparkurs, der eisern an der Schuldenbremse festhält, für zu extrem.3,4 In Deutschland gibt es einen massiven Investitionsstau, allein auf kommunaler Ebene von über 140 Milliarden Euro und bundesweit von 1.400 Milliarden Euro, wodurch öffentliche Infrastruktur und Daseinsvorsorge in einem miserablen Zustand sind. 5,6 Deutschland liegt auch mit seiner Investitionsrate deutlich unter dem OECD-Durchschnitt.7 Wir sollten die Sorge um den „Wirtschaftsstandort Deutschland“ allerdings nicht wegen sinkender Unternehmensgewinne teilen, sondern weil in einer schwächelnden Wirtschaft viele Menschen ihre Arbeit verlieren, Arme sowie Armutsbedrohte unter aktuellen Bedingungen sozial und finanziell noch weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und sich die Lebensqualität fast aller in der Gesellschaft verringert.
Der durch die Schuldenbremse eingeschränkte finanzielle Handlungsspielraum der Regierung zieht weitere fatale Folgen nach sich:
– Investitionen für Klimaschutz und in erneuerbare Energien werden immer wieder mit dem Verweis auf zu hohe Kosten gebremst. Werden dann doch Maßnahme wie ein CO2-Preis beschlossen, fehlt der soziale Ausgleich, um den Haushalt nicht weiter zu belasten. Dadurch wird Klimaschutz künstlich gegen soziale Gerechtigkeit und Sicherheit ausgespielt.
– Es werden zu wenige staatliche Wohnungen gebaut, wodurch vielen bezahlbares Wohnen verwehrt bleibt und Geflüchtete nicht menschenwürdig leben können. Sanierungen bleiben auf der Strecke und damit der Klimaschutz.
– Der Sozialstaat wird leichter eingeschränkt, da jede Leistung als Belastung für den Bundeshaushalt dargestellt werden kann. Für die Kindergrundsicherung gibt es nur einen Bruchteil des benötigten Geldes. Die meisten Schulen sind in einem miserablen Zustand. Dadurch werden junge Menschen „systematisch sozialpolitisch vernachlässigt“.8 Der Zugang zu BAföG soll eingeschränkt werden, um den Sparplänen zu folgen.
– Die Pflege- und Rentenkasse sollen weniger staatliche Zuschüsse erhalten. Bei einer steigenden Zahl von Pflegebedürftigen und Rentenbezieher:innen, kann das zur Folge haben, dass das Renteneintrittsalterweiter erhöht wird und Sozialabgaben steigen.
All das führt dazu, dass die Lebensqualität fast aller Menschen sinkt und sich reale Abstiegserfahrungen sowie Abstiegsängste verbreiten. Diese soziale Unsicherheit nutzen rechtspopulistische Parteien aus, um Wähler:innen für ihre menschenverachtende Politik zu gewinnen, allen voran die AfD.
Viele soziale Probleme und Verwerfungen begründen sich in verfehlter Wirtschaftspolitik. Als Linke müssen wir uns dafür einsetzen, diese Sorgen in breiten sozialen Kämpfen zu bündeln, mit dem Ziel ein gerechteres Wirtschaften zu ermöglichen. Ein Schritt in diese Richtung ist, den finanziellen Handlungsspielraum der Kommunen, Länder und des Bundes nicht unnötig durch Konstrukte wie die Schuldenbremse einzuschränken.
Die Linksjugend [’solid] Thüringen spricht sich daher unverändert gegen jede Schuldenbremse aus. Wir fordern zudem, dass sich die Landesregierung im Angesicht der aktuellen sozialen Krise und der Klimakrise für Folgendes einsetzt: das Einrichten von Sondervermögen wie in Nordrhein-Westfalen und weiteren Bundesländern9, um trotz Schuldenbremse ausreichende Ausgaben und Investitionen zu ermöglichen; das Aussetzen der Schuldenbremse auf Bundesebene (gemäß Artikel 109 und 115 des Grundgesetzes) auf unbestimmte Zeit; das Aussetzen der Schuldenbegrenzung in Thüringen (gemäß §18 der Thüringer Landeshaushaltsordnung) auf unbestimmte Zeit. Dadurch werden ausreichende Ausgaben für soziale Sicherheit, Klimaschutz, Bildung, Infrastruktur, Gesundheit und vieles mehr überhaupt erst politisch möglich.